Der Neid beim Reit(en)

 

Ja irgendwie muss man ja eine halbwegs witzige Überschrift finden, damit ein Artikel überhaupt gelesen wird. Und eigentlich bin ich total begeistert von meinem lyrischen Meisterwerk. Ich…Germanistikstudentin… im 3. Semester… Master.

 

Und ganz viele werden sich jetzt denken „Das hätte ich viel besser gekonnt“ oder „Das hättest du so und so machen sollen“ oder „Soll ich dir dabei lieber helfen?“ Nein, sollt ihr nicht. Schon gar nicht beim Reiten, wenn ihr selbst nichts wirklich hinbekommt. Außer es sind adäquate Hilfestellung und ihr wisst es wirklich besser oder habt echt gute, neue, bahnbrechende Tipps oder habt einen Trainerschein A oder sonst eine total krasse Qualifizierung.  Ansonsten könnte ich mir den teuren Unterricht ja auch einfach sparen. Ich glaube, das ist wirklich so ein Reiterding mit dem Neid – „vor allem die Dressurreiter“  höre ich förmlich einige flöten. Ja kann sein, hab ich auf´m Turnier auch schon erlebt. Umso mehr Spaß macht es dann ja auch, wenn man immer allen freundlich zunickt und vor der Prüfung viel Erfolg wünscht. Vor allem in der Klasse A, wenn man zu zweit reitet – unbeschreiblich, wie nervös die dann alle werden! Aber nicht nur auf den Turnierplätzen kann ein Nichtreiter dieses Phänomen bestaunen - auch zu Hause im eigenen Stall, wo man eigentlich Ruhe haben sollte, gemütlich beisammen sitzt und auf die Erfolge anstößt oder eben einfach darauf, dass man nicht runter gefallen ist oder dass dem dicken Pony der Sattelgurt wieder passt oder weil man es das erste Mal geschafft hat einen halbwegs runden Zirkel zu reiten.

 

Aber das meiste was man sieht und hört ist das Interesse an den Anderen. Angenommen: Fünf Leute reiten in der Halle und einer versucht eine neue Lektion zu trainieren. Was passiert?

 

  1. Jeder reitet für sich weiter und konzentriert sich auf sein Pferd, seinen Sitz, seine Aufgabe

  2. Die Anderen starren denjenigen solange an, bis sie vermeintliche Fehler finden und diese natürlich sofort korrigieren müssen (dabei reiten sie natürlich voll im Weg rum) oder

  3. Checken welche Lektion er üben will und, wenn das eigene Pferd die Lektion sicher beherrscht, immer schön dem anderen unter die Nase schmieren und die restliche Reitstunde nichts anderes mehr reiten

 

Trommelwirbel…..es ist A…NICHT.

 

 

 

Wie kann es sein, dass das Interesse an den Anderen größer ist, als an mir und meinem Pferd selbst? Natürlich lästert man auch mal. Das macht wohl (fast) jeder und das ist ja auch o.k. hin und wieder. Aber ist es wirklich so schwierig zu einer guten Leistung zu gratulieren? Ja, auch wenn man das selbst seit Monaten verzweifelt versucht und einfach nicht klappen will, aber bei dem anderen sofort. Und dann auch noch, obwohl der sein Pferd irgendwie nur 2x wöchentlich reitet. Aber das ist halt so. Mein Pony kann eben kein L Springen und auch keine S Dressur, aber dafür hab ich es lieb und ich hoffe es hat mich auch lieb (zumindest mit ausreichend Möhrchen). Und wir trainieren ja auch – aber halt an dem, was wir für wichtig erachten - solange es dem Pony halt gut geht mit dem was man macht. Und dann steh ich da und wasche den Schweif und freu mich einen Keks das der jetzt wieder halbwegs weiß ist, da rollt auch schon das Gespann vom Turnier auf den Hof und ich erblicke natürlich sofort die bunten Schleifen, checke mit Röntgenaugen welche Farben ich da sehe (ohja, diesen Blick hat jeder der selbst Turniere reitet oder mal bei welchen war, den kann man auch nicht abschalten, das kommt einfach so) und lächle – weil ich mich freue, weil Reiten mein Hobby ist und mich glücklich macht und ich freue mich natürlich auch über die Erfolge – über meine und auch über die der Anderen. Weil wir halt alle das gleiche Hobby haben und das sollte uns doch verbinden.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0