Des Reiters Essgewohnheiten
Reiten ist Sport. Darin sind wir uns alle einig – jedenfalls solange uns der Arzt nicht sagt „aber bloß keinen Sport machen!“ – dann schließen wir uns natürlich nur zu gerne der weitläufigen Meinung an, dass Reiten eben kein Sport ist und wir da ja bloß drauf sitzen. Im anderen Fall, bei so normalen Checkup Untersuchungen (die wir Pferdemenschen ja gerne immer hinten anstellen…), blühen wir regelrecht auf und fühlen uns wie die super Sportnerds. Auf den Fragebögen gibt es nämlich eigentlich immer die Frage „Wie oft machen Sie in der Woche Sport?“. Dann fühle ich mich schon fast mächtig, ja in diesem und nur in diesem Moment würde ich es sogar mit Sophia Thiel aufnehmen. Die einzige Antwort, die wir Reiter und Pferdebesitzer nämlich auf diese Frage geben können ist ‚7 Tage die Woche‘. Der Arzt guckt dann zwar immer sehr skeptisch, fragt aber gar nicht nach. Braucht er auch nicht. Bin ja direkt nach dem Stall hingefahren, um bloß keine Zeit zu verplempern.
Selbst wenn wir nicht reiten, sind wir ja immer in Bewegung: Sei es zum Boxen Ausmisten, beim Rein- oder Rausbringen der Pferde, beim Hin- und Herlaufen, weil wir immer irgendetwas vergessen oder beim Marathon-Quatschen, was meiner Meinung nach zur olympischen Disziplin erhoben werden sollte. Bei so viel Sport und so viel frischer Luft könnte ein Außenstehender ja auch tatsächlich darauf schließen, dass wir Reiter sehr gesund leben würde. Das ist leider ein Trugschluss. Na klar versuchen wir uns auch mal an Diäten oder Clean Eating oder sowas, aber schon mal auf meinem Turnier gewesen? Da gibt es ‚leider‘ nichts außer Pommes, Crêpes, Bratwurst, Kuchen, belegte Brötchen mit reichlich Remoulade, Pizza und Eis. In der Reihenfolge übrigens.
Wir sind ja schließlich den ganzen Tag unterwegs und verbrennen locker 5000 Kcal – bestimmt. Und wer eben nicht zu Turnieren unterwegs ist, weiß aber dennoch um den chronischen Zeitmangel eines Pferdemenschen. Wir haben immer zu wenig Zeit und eigentlich muss alles super schnell gehen, außer halt die Zeit beim Pferd. Da werden dann schon mal locker aus zwei geplanten Stunden vier und wenn dann abends auch noch Unterricht ist, dann schaut man da halt auch noch zu und weil es zum Kochen und Einkaufen eh schon zu spät ist, holen wir uns halt eine Pizza oder auch zwei. Komischerweise findet man im Umkreis eines fast jeden Stalles innerhalb von 500 Metern eine Pizzeria. Und wenn man das dann noch mit einem Spaß-Pizza-Abhol-Ritt verbindet hat man ja quasi schon wieder eine halbe Scheibe Salami abtrainiert – zumindest wenn man ohne Sattel versucht auf das Pferd zu kommen. Und auch sonst liegt MC´s leider immer genau auf dem Weg zum Stall, außerdem liebt das Pferdchen die Fruchttüten doch so sehr – das rechtfertigt das schon fast.
Und falls doch mal ein Reiter auf die komische Idee kommt, Diät machen zu wollen, ja dann sieht selbst das älteste, trockene Pferdebrötchen noch verdammt verlockend aus. Von den Maiskeimringen, verschrumpelten Möhren, Brotleckerlies, LIKIT Lecksteinen und Mash mal abgesehen. Mash ist sowieso ein viel zu unterschätztes Lebensmittel. Warm aufgegossen hat das mit etwas Fantasie tatsächlich Ähnlichkeit mit dem leckeren Tüten-Haferbrei – nur eben ohne Früchte und ohne Milch und ohne Zucker und meist auch ohne Haferflocken, aber die Konsistenz ist immerhin gleich und es ist schön warm im Bauch, vor allem im Winter…
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