Zum Lachen

Springreiter vs. Dressur

In der gesamten Turniersaison 2017 war ich natürlich nicht nur zum Reiten auf den Turnieren, sondern vor allem zum Gucken. Wir Reiter gucken ja unglaublich gerne zu. Ob der Neuen im Stall beim Reiten, bei der ersten Springstunde, beim Runterfallen, bei der Bodenarbeit oder eben auf den Turnieren. Turniere geben uns schließlich soooo viel. Dort können wir Reiter aus jeder Klasse und jeder Sparte sehen. Je nachdem wo wir zugucken, fühlen wir uns mit unserer eigenen Reiterei hinterher viel besser oder eben viel schlechter. Im seltensten Fall stauben wir mal ein oder zwei Schleifchen ab, viel öfter allerdings noch eine Bratwurst zusätzlich, weil der Stand gleich schließen will. Neben unzähligen Kalorien, die wir jeden Turniertag aufnehmen, nehmen wir allerdings noch etwas ganz anderes auf:  Die Bestätigung sämtlicher Vorurteile gegen uns.

Heute widme ich mich mal ganz speziell nur den Spring- und Dressurreitern. Zwei Klassen, die unterschiedlicher eigentlich nicht sein könnten. Das fängt schon beim Fertigmachen der Pferde an. Während der Dressurreiter sein Pferd aus den zwei verschiedenen Lagen von Decken befreit, die Transportgamaschen abmacht, sämtliche Zöpfe nochmal gerade richtet, das Fell mit einem Mikrofasertuch so bearbeitet, dass es hinterher mehr glänzt als die Sonne, die eigene Kleidung mit einer Fusselrolle entfusselt und sich über den matschigen Abreiteplatz ärgert, sitzt der Springreiter schon längst im Sattel und versucht lediglich einen großen Bogen um die größten Pfützen zu machen. Zöpfe? Wozu, ist doch ein Zeitspringen. Saubere Kleidung? Genau, und dann fliege ich wahrscheinlich runter, abgesehen davon, dass der Schlamm eh hoch spritzt. Sattelzeug und Stiefel putzen? Hahahaha, schon mal den Parcours nach drei Tagen Dauerregen abgegangen?!

 

Nicht nur die Vorbereitung sieht bei beiden Parteien allerdings gänzlich unterschiedlich aus. Auch der Abreiteplatz stellt vor allem den Dressurreiter vor eine teils unüberwindbare Herausforderung. Der Abreiteplatz beim Springen sieht meistens so aus:

 

Er hat keine gängigen Maße, sondern ist eher 23m x 34,5m. Darauf stehen zwei verschiedene Sprünge und es reiten 20 Pferd-Reiter Paare. Davon 16 im Galopp, ein Pferd galoppiert ohne Reiter, weil der eben runter gefallen ist und die anderen drei stehen irgendwo im Weg rum, was aber weiter keinen stört. Zusätzlich stehen neben den Sprüngen und in jeder Ecke noch mindestens fünf TT´s, die alle möglichen Anweisungen quer über den Platz brüllen und zwar mit dem Ergebnis, dass es tatsächlich funktioniert, ohne, dass es eine Karambolage gibt. Selbst wenn ausversehen „Oxer frei“ gerufen wurde und dennoch der Steilsprung angeritten wird. Auch auf den Reiter der runter gefallen ist, tritt keiner drauf. Der fängt sein Pferd ein, steigt schnell auf und reitet sogar direkt in die Prüfung, weil er schon zum zweiten Mal aufgerufen wurde.

 

Bei den Dressurreitern hingegen ist schon alleine das Betreten des Abreiteplatzes eine Hürde. Während beim Springplatz im Prinzip einfach drauf galoppiert wird, muss man bei der Dressur schon mindestens fünfmal laut „Tür frei brüllen“  und sich irgendwo schnell durch mogeln. Bereitbar ist der Platz natürlich nur zu einem Drittel, weil der Rest irgendwie halb unter Wasser steht oder Blätter darauf liegen und jeder weiß ja, wie gruselig Blätter sein können. Auch die Anzahl der Pferd/Reiterpaare muss bei der Dressur immer streng überwacht werden. Mehr als 10 geht schon prinzipiell nicht – auf einem 60m x 20m Platz. Da gibt es doch auch das schöne Sprichwort, zwei Dressurreiter sind einer zu viel. Würde ich pauschal so unterschreiben.

 

Ganz toll ist der Unterschied auch bei der Ehrenrunde zu beobachten. Während die Springreiter einfach in voll Speed loskacheln und es ihnen egal ist, ob das Pferd buckelt oder steigt, das Grinsen bleibt hartnäckig im Gesicht. Bei den Dressurreitern gehen vor der Ehrenrunde schon mal zwei Pferd/Reiterpaare pauschal vom Viereck, drei anderen Pferden kann die Schleifen nicht angesteckt werden, ein Pferd kann nicht auf der Stelle stehen und sobald die Musik ertönt geht´s ab. Möglichst im versammelten Galopp. Wem das zu schnell ist, trabt auch ganz gerne hinterher. Hauptsache schnell hinter sich bringen.

 

 

Ich will ja nicht sagen, dass wir Dressurreiter aus Zucker sind, aber die Springer sind doch etwas taffer, als wir.  

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