Nervöse Pferde

Reiten kann auch frustrierend sein

So sieht es aus, wenn das Mäuschen plötzlich von unsichtbaren, pferdefressenden Geistern verfolgt wird - ganz passend kurz vor Halloween. Wie ihr ja wisst, haben Sunny und ich erst in diesem Jahr so richtig zusammen gefunden und die ganzen letzten Wochen und Monaten war es mit uns beiden einfach fabelhaft. Sie war so schön schmusig und kuschelig und hat richtig auf mich geachtet. Natürlich ist Sunny vom Charakter viel schreckhafter als Alin und lässt sich auch schnell aus der Ruhe bringen, aber dennoch haben wir solche Situationen sehr schnell in den Griff bekommen und alles war wieder gut. Die letzte Woche ist hingegen wieder der Wurm drin...

Der Tag war eigentlich, wie die übrigen auch: Wir haben gekuschelt, ich hab sie in Ruhe geputzt und fertig gemacht und wollte einfach eine entspannte Schrittrunde ausreiten. Da Sunny momentan noch Schritt gehen soll, ist mein Freund auf diesen kleinen Spaziergang mitgekommen und wir wollten das Wetter nutzen, um auf dem Waldweg ein paar Herbstfotos zu machen. Die ersten paar Hundert Meter war alles gut und ich konnte sie sogar am langen Zügel lassen, wobei sie sogar ein paar mal versucht hat, ins Gras zu hapsen - eigentlich ein Anzeichen dafür, dass sie wirklich chillig ist. Und dann, wie aus dem Nichts, ging das Theater los: Sie hat sich aufgebäumt, den Schweif aufgestellt, den Kopf wild nach oben gerissen und dann ging das tänzeln los. Das hat mich noch gar nicht so sehr gestört, aber dann gingen diese kleinen Ansätze zum Steigen los und das war mir dann doch zu viel. Natürlich habe ich versucht ruhig zu bleiben und bin anfangs einfach weiter geritten: Beine ran und ihr gut zureden, aber es wurde immer hektischer und so langsam wurde auch mir dann ziemlich mulmig - so sehr, dass ich nach weiteren 10 Minuten lieber abgestiegen bin, weil es mir einfach zu gefährlich war. Und nein, die Ausrüstung war in Ordnung, es hat nichts gezwickt oder gedrückt und sie ist gesund. Es war einfach so, als hätte sie irgendwo etwas furchtbar gruseliges entdeckt, aber da war natürlich nichts.

 

Frustrierend und traurig

Im ersten Moment habe ich gar nicht wirklich nachgedacht, sondern nur versucht ruhig zu bleiben, was in diesem Moment wirklich gar nicht so einfach war, aber es hat doch recht gut funktioniert. Letztes Jahr wäre ich wahrscheinlich noch weinend abgesprungen und hätte mir die Schuld gegeben, aber mittlerweile weiß ich, dass ich nicht Schuld an ihren "Ausrastern" bin. Sunny ist vom Charakter einfach ein bisschen "verrückt". Sie wird schnell nervös, regt sich auf, ist sehr schreckhaft und in solchen Momenten vergisst sie auch ganz schnell, wie groß sie ist und das kann schon mal gefährlich werden. Natürlich kann es mit Pferden immer gefährlich werden, aber von Alin kenne ich so ein Verhalten einfach überhaupt nicht und deshalb war es für mich umso schwieriger, mich auf Sunny einzulassen. So durchgeknallt, wie sie manchmal ist, kann man sich doch in den meisten Momenten zu 100 % auf sie verlassen. Aber zwischen diesen beiden Seiten liegen manchmal nur ein paar Sekunden. Ich lasse mich von so etwas zwar nicht mehr so runter ziehen, wie früher, aber dennoch ist es sehr frustrierend und macht mich auch ein wenig traurig, dass ich es nicht schaffe, ihr die nötige Sicherheit geben zu können, so, dass sie sich auch auf mich verlassen kann.

Vom Charakter her wird sie sich natürlich nicht ändern - das soll sie auch gar nicht - aber es wäre einfach schön, wenn ich mit solchen Situationen dauerhaft besser umgehen könnte. Mittlerweile gehen mir aber auch einfach die Ideen aus, wie ich sie in solchen Momenten ablenken kann, sodass sie sich auf etwas anderes konzentriert. Die Arbeit an sich selbst und mit den Pferden hört niemals auf. Man lernt immer wieder etwas neues dazu und mich vor allem an sich selbst arbeiten. Aber genau das macht den Reiz an diesem Hobby doch auch irgendwie aus oder? 

Ich hoffe und wünsche mir einfach, dass wir in der Zukunft irgendwie noch so richtig zusammen finden und dass wir uns dann gegenseitig zu 100% aufeinander verlassen können. Schwierige Situationen wird es natürlich immer geben, aber es wäre einfach toll, wenn ich mich dann besser auf sie einstellen könnte.

Die kleine, große Zuckermaus <3

Manche Pferde wollen bewegt werden

Pferde sind total individuell. Die einen kann man ohne Probleme wochenlang stehen lassen und andere drehen schon durch, wenn sie nur drei Tage nicht bewegt werden. Sunny gehört definitiv zu der zweiten Gattung Pferd. Durch unsere heutige Stallhaltung haben die Pferde natürlich auch nicht mehr die Möglichkeit, sich wie in freier Wildbahn zu bewegen. Das heißt bis zu 18 Stunden gehen und dabei Gras aufnehmen. Wir bei uns im Stall haben nun schon das Glück, dass alle Pferde jeden Tag draußen stehen können. Im Sommer auf der Weide und im Winter auf dem Paddock und das von ca. 9:00 Uhr - 17:00 Uhr. Dadurch stehen sie zwar draußen an der frischen Luft, aber viel Bewegung bekommen sie natürlich trotzdem nicht. Alin kann ich ohne Probleme einfach stehen lassen - sie genießt das richtig und ist selbst nach der langen Stehzeit dieses Jahr noch mehr oder weniger lammfromm. Sunny hingegen weiß dann gar nicht wohin mit ihrer Energie. Diese überschüssige Energie merkt man aber leider nicht nur unter dem Sattel beim Reiten, sondern eben auch im Umgang und mit anderen Pferden. Da wird Alin schon mal ein wenig hin und her gescheucht und auch beim Händling versucht Sunny immer wieder zu testen. Während der derzeitigen Zeit im Schritt arbeiten wir natürlich auch richtig und 'dümpeln' nicht nur am langen Zügel umher, aber auch das reicht dem Energiebolzen nicht - Trab und Galopp müssen schon dabei sein. Zum Glück können wir in den nächsten Tagen wieder langsam anfangen und ich hoffe mal, dass dann auch wieder mehr Ruhe einkehrt und Sunny wieder zufriedener ist.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0