Wurmkur - einfach geben oder testen lassen?

Wurmkur - Systematisch oder Selektiv?

Jetzt während der endenden Weidesaison stehen viele Pferdehalter und Pensionsbetriebe wieder vor der schwierigen Frage nach der Entwurmung: Sollten alle Pferde eines Bestandes gemeinsam entwurmt werden? Wie oft sollte entwurmt werden? Was ist mit den Resistenzen, die die Würmer entwickeln? Was gibt es für Alternativen zum Entwurmen? Ich habe quasi den Selbsttest gemacht und vor der obligatorischen Weidesaison-Ende-Wurmkur einfach mal eine Kotprobe eingeschickt und auf Würmer untersuchen lassen... 

Pferde-Würmer

Würmer zählen zu den Endoparasiten und sind im Prinzip in jedem Pferd zu finden. Wichtig ist hierbei jedoch die Konzentration der Würmer pro Pferd. Eine geringe Anzahl ist nicht gesundheitsgefährdend und gilt als normal. Wichtig ist, einen Massenbefall vorzubeugen oder vernünftig zu behandeln. Die besonders beim Pferd zu beachtenden Parasiten sind die Kleinen und Großen Strongyliden, Spulwürmer, Bandwürmer, Zwergfadenwürmer, Pfriemenschwänze und die Larven der Dasselfliege.

Über die Jahre der intervallmäßigen Entwurmung haben sich immer mehr Resistenzen gegen die gängigen Wurmmittel entwickelt, was zu einem Umdenken in der Entwurmung geführt hat. Es gab und gibt immer Würmer, die gegen die Wurmmittel immun sind. Werden die Pferde nun nach einem immer gleichen Schema entwurmt, sterben die nicht-immunen Würmer ab, die immunen Würmer können sich hingegen weiter vermehren. So nimmt die Anzahl der resistenten Parasiten zu und eine ganzheitliche Entwurmung wird zunehmend schwieriger.

Selektive Entwurmung

Das Prinzip der selektiven bzw. zeitgemäßen Entwurmung ist relativ simpel. Um ein Entwurmen des gesamten Bestandes zu vermeiden, werden im ersten Schritt Kotproben gesammelt, die im Labor auf Parasiteneier untersucht werden. Nur Pferde die 200 oder mehr Eier pro Gramm Kot ausscheiden, sollten entwurmt werden. Hierbei ist eine regelmäßige Untersuchung des Kots von entscheidender Bedeutung, da nicht in jedem Pferdeapfel die gleiche Menge Eier vorhanden sein müssen. Diese Untersuchung bezieht sich jedoch nur auf Strongyliden. Werden in einem Pferd andere Parasiten nachgewiesen, muss der gesamte Bestand behandelt werden (soweit dieser zusammen steht oder die Wiesen bzw. Paddocks von allen genutzt werden).

Bei diversen Studien zum Parasitenbefall der Pferde wurde herausgefunden, dass bei lediglich 30 Prozent der erwachsenen Tiere eine Entwurmung notwendig wäre. Allein die Tatsache, dass jegliche Wurmmittel den empfindlichen Pferdeorganismus belasten, sollte zu einem Umdenken in der Entwurmung beitragen. Diese Art der selektiven  Entwurmung ist im ersten Moment zwar deutlich aufwendiger, als eine pauschale Entwurmung aller Pferde, trägt aber maßgeblich zur Gesunderhaltung der Tiere bei.

 

Kotprobe Alin

Unter der Adresse 'Der Wald' habe ich im Internet zufällig ein Parasitologisches Institut gefunden, dass sich dem Kampf gegen Würmer verschrieben hat. Auf der Website findet man sehr viele interessante Informationen zum Thema Entwurmung und vor allem 'Wurm-Tests'. Bei einer Kotprobenuntersuchung wird im Prinzip die Anzahl von Wurmeiern pro Gramm Pferdemist bestimmt und dadurch kann ausgesagt werden, wie schlimm der Wurmbefall eines Pferdes tatsächlich ist. Grundsätzlich bin ich auf diese Thematik überhaupt erst gestoßen, als bei uns im Stall dieses Thema wieder aufkam und einige Einsteller dafür plädierten, die Pferde kollektiv vier- oder sogar fünfmal pro Jahr zu entwurmen. Da bin ich dann das erste Mal 'wach' geworden und habe mich erst mal in den Pferdeorganismus hinein versetzt und vorgestellt, dass dieser vier oder fünfmal jährlich mit einer Killersubstanz behandelt werden soll, die Würmer, also Lebewesen, tötet und dementsprechend auch nicht gut sein kann für den empfindlichen Organismus des Pferdes. 

Für die Kotprobenuntersuchungen gibt es natürlich auch immer ein ständiges Für und Wider, von wegen ein Pferdeapfel sei nicht aussagekräftig, weil die Wurmeikonzentration ganz unterschiedlich sein kann usw. 

Fakt ist aber:

Wenn nicht alle Pferde zusammen stehen und bestimmte Weiden immer nur bestimmten Pferden vorbehalten sind, ist eine kollektiv Entwurmung am gleichen Tag definitiv nicht nötig. Ist in einem Stall reges Kommen und Gehen, muss natürlich jedes neue Pferd im besten Fall entwurmt werden oder eventuell einfach ein Untersuchungsergebnis vorlegen. 

Ich habe mich dazu entschlossen, einfach drei Pferdeäpfel von drei Tagen aus verschiedenen Haufen zu suchen und diese letztlich einzuschicken. 

Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was dabei heraus kommen würde und war umso überraschender über das Ergebnis: Eine Entwurmung ist nicht nötig.

Bis ein Pferd wirklich Symptome eines Wurmbefalls zeigt (Kotwasser, Durchwasser, Po schubbern, Abmagerung, Husten (Lungenwürmer) usw.) muss der Grad der Verwurmung wirklich schon sehr hoch sein.

Unter der Website kann man 'Wurmcheck-Kits' bestellen, die auf die verschiedenen Wurmarten ausgelegt sind. Ich habe mich auf die 'normalen' Würmer beschränkt, da Anzeichen für z.B. Lungenwürmer einfach nicht vorliegen und das bereits eine ernsthafte Erkrankung bedeuten würde. Das Paket kam zwei Tage später schon bei mir mit lauter Info-Material und einer Erklärung der Vorgehensweise an. Darin gab es einen Handschuh, einen Beutel für die Pferdeäpfel, einen Fragebogen mit Fragen zum Pferd, der Haltung usw. 

Das ganze hab ich weggeschickt und hatte vier Tage später das Ergebnis per Mail.

 

Falls jetzt wieder wer skeptisch wird und den Kosten-Nutzen-Aufwand analysiert: Alles inklusive hat mich der Test 19,50 € gekostet. Im besten Fall erspart ihr eurem Pferd eine Killersubstanz und im Falle eines positiven Ergebnisses, bekommt ihr von dem Institut einen Vorschlag für das geeignete Wurmmittel gemessen an der Konzentration des Wurmbefalls.

 

Je mehr wir auf eine selektive Entwurmung achten, umso mehr wird neuen Resistenzen vorgebeugt und wir tun der Gesundheit unserer Pferde etwas gutes.

Prophylaxe

  • regelmäßiges Abäppeln
  • feste Weideflächen für immer dieselben Pferde (Wurmeier halten sich mehrere Jahre im Boden)
  • maximal zwei Pferde pro Hektar Weidefläche
  • auf ausreichend Stallhygiene achten
  • gute Futterqualität

Kommentar schreiben

Kommentare: 0