Pferde anweiden

Das A&O des Anweidens

Das Anweiden von Pferden steht den Pferdebesitzern im Prinzip jedes Jahr aufs Neue bevor. Dennoch gibt es auch immer wieder die gleichen Fehler, die beim Anweiden gemacht werden und letztlich die Gesundheit der Pferde gefährden können. Dabei ist es gar nicht so schwer, die Pferde gesund in die Weidesaison zu bringen. Natürlich ist es mit der schönste Anblick, wenn die Herde im Einklang und voller Freude das erste mal im Jahr durch das Gras der Weide galoppiert, aber dennoch gilt: lieber Vorsicht als Nachsicht. 

Langsam steigern

Der wohl wichtigste Faktor ist die Zeit. Das Anweiden dauert Zeit und kann unter Umständen auch etwas lästig werden. Zumal dann, wenn die Zeit schon auf eine Stunde gesteigert ist. Wer hat schon großartig Lust, eine Stunde am anderen Ende des Strickes zu stehen, während das Pferd eine regelrechte Schneise im Gras hinterlässt. Ist genügend Weidefläche vorhanden, kann getrost ein Stück zum Anweiden freigegeben werden. Dies kann dann besonders genutzt werden, wenn die Anweidezeit schon über 30 Minuten hinaus geht. Währenddessen kann die Box gemistet werden, Futter vorbereitet oder sonstige Arbeiten erledigt werden. Wer sich zusammen in einer Gemeinschaft um das Anweiden kümmert, dort ist eine Art "Parkuhr" empfehlenswert. Auf dieser stellt man einfach die Zeit ein, wann die Pferde auf die Weide gebracht wurden, und so weiß der nächste, der kommt, wie lange die Pferde schon draußen stehen und wann er sie wieder reinholen sollte. Auch eine Magnettafel am Koppelzaun kann helfen, den Überblick zu behalten. Das langsame gewöhnen ans frische Gras braucht es deshalb, weil die Pferde über die Wintermonate meist nur Raufutter zur Verfügung hatten und nur wenig Saftfutter. Der Verdauungstrakt gewöhnt sich an das faserhaltige Futter, die Mikroorganismen im Darm passen sich ebenfalls der Nahrung an. Wird das Pferd nun von einem auf den anderen Tag auf die Weide gebracht, ist der Verdauungstrakt schlichtweg überfordert. Er enthält nicht die nötigen Bakterien zum Verdauuen des frischen Grases. Kotwasser, Durchfall, Koliken und Reheschübe können die Folge sein. Deshalb empfiehlt sich, das Anweiden langsam zu steigern. Je nach Rasse, Alter und Vorerkrankungen ergeben sich auch beim Anweiden enorme Unterschiede. So sollten Robustrassen grundsätzlich noch mal langsamer an das Gras gewöhnt werden, als es bei Pferden mit hohem Vollblutanteil nötig ist. Ebenso alte Pferde haben mit Futterumstellungen immer mehr Probleme und sollten dementsprechend besonders behutsam an die neue Situation gewöhnt werden. 

Grundsätzlich empfiehlt sich das Anweiden über drei bis vier Wochen. Damit ist man definitiv auf der sicheren Seite und geht kein Risiko ein. 

 

1. - 3. Tag: 5 - 10 Minuten frisches Gras

4. - 7. Tag: 10 - 15 Minuten frisches Gras

8. - 10. Tag: 20 - 25 Minuten frisches Gras

11. - 14. Tag: 30 Minuten frisches Gras

15. - 20. Tag: 45 - 60 Minuten frisches Gras

21. - 24. Tag: 60 - 120 Minuten

25. - 28. Tag: 3 Stunden

 

Nach dieser Zeit kann das Pferd die nächsten Tage bereits halbtags draußen verbringen. Nach gut 1 - 2 Wochen dann auch ganztags. Pferde, die auf die Dauerweide kommen sollen, sollten schon früh im Jahr angeweidet werden. Hier werden eher 6 - 8 Wochen anweiden empfohlen. Grundsätzlich sollten die ersten Tage die frühen Morgen- und Abendstunden vermieden werden. Hier ist der Fruktangehalt am höchsten und belastet den Verdauungstrakt deutlich mehr, als das Anweiden Mittags.

 

Aufwärmen

Natürlich ist es einfach traumhaft schön zu sehen, wie sehr sich die Pferde über den ersten Weidegang freuen. Aber genauso gefährlich ist genau dieser erste Weidegang auch. Die meisten Pferde kompensiere die Freude nämlich mit ziemlich schnellem Tempo, halsbrecherischen Stopps vor dem Zaun und wilden Bocksprüngen. So schön dieser Anblick auch ist: Es kann verdammt gefährlich für Sehnen, Gelenke und das Gewebe werden. Deshalb empfehle ich unbedingt die Weide vor dem ersten Weidegang entsprechend zu verkleinern und die Pferde vorher zu bewegen, sodass sie ausgelastet und die Gewebestrukturen bereits aufgewärmt sind. 

Raufutter

Es ist ein fataler Trugschluss, dass das Raufutter während der Weidesaison reduziert werden kann und in vielen Ställen leider auch reduziert wird. Besonders der Dickdarm der Pferd ist ernährungsphysiologisch auf Raufutter, also faserreiches Futter, angewiesen, um intakt zu funktionieren und arbeiten zu können. Natürlich kann eine Mittagsration ausgelassen werden, aber dennoch gilt grundsätzlich die Faustformel: 1 - 2 Kg Heu pro 100 Kg Körpergewicht. Besonders gierige Pferde sollten auch vor dem Weidegang schon eine Portion Heu bekommen, damit sie sich den Bauch nicht allzu voll schlagen. 

Viel Vitamin, wenig Mineral

Während die meisten Pferde normalerweise morgens und abends ihre Futterrationen direkt im Trog finden, ist das individuelle Füttern auf Sommerweiden, in Aktiv- oder Offenställe schwieriger. Aber gerade über die Sommermonate weisen die meisten Pferde einen Mangel hinsichtlich wichtiger Mineralien auf. Auch führt das Füttern einzelner Pferde in einer Herde häufig zu Unruhe und Rangeleien aus Futterneid. In solchen Haltungsformen haben sich Leckmassen besonders bewährt, die den Pferden rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Wer aber schon mal einen einfachen Salzleckstein auf die Wiese gelegt hat, weiß wovon ich spreche, wenn ich sage: Das geht nur bis zum nächsten Regenschauer gut. Die Salzsteine lösen sich auf, werden matschig und werden von den Pferden nicht mehr so gut angenommen. Deshalb sollte man auf Leckmassen zurückgreifen, die besonders wetterfest und homogen sind. Die "Osteomin Leckmasse" von Eggersmann ist extra für den Einsatz im Außenbereich entwickelt worden und versorgt das Pferd mit allen wichtigen Nährstoffen wie Calcium, Phosphor und Natrium, die besonders wichtige Funktionen hinsichtlich des Knochengerüsts und der Stoffwechselprozesse übernehmen. Mäkelige Pferde werden durch Apfelmelasse zum Lecken angeregt. Ansonsten eignen sich natürlich auch andere Mineralfuttermittel, die abgestimmt auf das übrige Futter dosiert werden sollten.

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