Zum Wiehern

Von wegen Prinzessin...

Gegen uns Pferdemädchen werden ja nun wirklich ziemlich viele Vorurteile gehegt und unter anderem eben auch, dass wir ‚Prinzessinnen‘ wäre. Also zwischendurch fühle ich mich tatsächlich etwas prinzessinnenhaft – meistens aber nur dann, wenn ich mal wieder ein Kleid hervorgekramt habe, um mit den Ponys schöne Fotos zu machen. Ansonsten versauern meine ganzen Kleider nämlich in meinem Kleiderschrank. Krönchen trage ich auch nicht, wenn dann nur an meinem Geburtstag und ansonsten folge ich dem Motto „Mein Helm ist meine Krone“. Ansonsten sind wir Pferdemädchen jedenfalls nicht sonderlich prinzessinnenhaft.

Der erste Eindruck vom perfekt zueinander abgestimmten Sattelzeug passend zum Reiteroutfit ist wirklich trügerisch. Die Ponys erstrahlen meistens im hellen Glanz mit der neuen Kollektion und wir dagegen kratzen mit Mühe und Not die Sabberreste von der Jacke und suchen vereinzelte Strohhalme aus den Haaren. In erster Linie geht es nämlich um unsere Ponys und da werden wir Pferdemädchen ganz schnell zum Alleskönner und vor allem zum Allesanfasser: Zuhause ekel ich mich schon ein wenig davor, das Haarknäuel aus der Bürste zu machen, einen verlorenen Ohrring unter dem Sofa zu suchen…was schon seit Jahren am gleichen Platz steht…und noch nie weggeschoben wurde, um darunter zu saugen oder aus einer Müslischale zu essen, in der noch irgendein getrockneter Rest hängt, den die Spülmaschine nicht weg bekommen hat.

 

Geht es um das Wohl der Ponys, steht das alles aber auf einem ganz anderen Blatt Papier. Pferdemist schaufeln, das Winterfell runter Bürsten, was hinterher zu 20% in der Bürste hängt, zu 30 % an meinen Klamotten und zu 50% in meinem Mund oder sich dabei zu ertappen, vor lauter Hunger das lecker duftende Apfelmash zu probieren.

Spinnen zu Hause sind ziemlich angsteinflößend, Spinnen im Stall stören höchstens das Bild von meinem perfekt geordneten Spind. Von wegen wir Pferdemädchen seien aus Zucker und würden uns in Watte packen (die Ponys hingegen werden natürlich in Watte gepackt – sind ja auch gar nicht viel robuster als wir oder so…).

 

 

Da nehmen wir nach 4 Wochen Dauerregen schon selbst mal die Spitzhacke und die Schaufel in die Hand, um in die Paddocks einen vernünftigen Wasserabfluss zu legen, damit wenigsten unsere Mäuse trockenen Hufes stehen können. Zahnbürsten von anderen Menschen sind grundsätzlich auch ekelig, die Essensreste unseres Vierbeiners kratzen wir nach 2 Tagen trocknen dennoch mit den bloßen Fingern vom Gebiss, wenn wir das Auswaschen mal wieder vergessen haben. Ich muss ja jetzt auch gar nicht von den vielen verschiedenen Schwämmen anfangen, die ein Pferdemädchen in der Putzbox hat und schon gar nicht davon, was wir damit machen…

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