Bücherregal - Was fühlt das Pferd

Was fühlt das Reitpferd? von Marlitt Wendt

Die "Sprache der Pferde" zu verstehen ist für viele Pferdehalter wohl der Traum schlecht hin. Mit seinem Pferd auf Augenhöhe zu kommunizieren, um dadurch die Beziehung zueinander noch zu verbessern. Neben den typischen Anzeichen wie 'Ohren anlegen', gibt es noch einen viel größeren Kosmos der Kommunikationsebene. Die Verhaltensbiologin Marlitt Wendt hat das Verhalten und vor allem auch die Gefühlswelt der Pferde untersucht und gibt uns in "Was fühlt das Reitpferd?" nicht nur einen Überblick über die gängigen Verhaltensmuster und ihrer Bedeutung, sondern versucht die Beziehung zwischen Mensch und Pferd dahingehend zu verbessern, dass wir viel schneller merken, wenn es unserem Pferd schlecht geht, wenn es angespannt oder aufgeregt ist oder auch, wenn es zufrieden ist. Könnte wir bestimmte Anzeichen viel schneller und präziser deuten, würden viele Missverständnisse wohl gar nicht erst passieren.

 

"Was fühlt das Reitpferd?" von Marlitt Wendt

KOSMOS Verlag

ISBN: 978-3-440-15862-3

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Aufbau

Die Autorin fasst in "Was fühlt das Reitpferd" alle gängigen Verhaltensmuster des Pferd zusammen. Beginnend beim ersten Blick auf das Pferd, über die Pferdemimik bis zu den allgemeinen Emotionssytemen. Hinter der nonverbalen Kommunikation stehen aber noch viele weitere Faktoren, die sich gezielt auf das Miteinander zwischen Mensch und Pferd auswirken können. Zum Beispiel ist das Gesicht des Pferdes ein eindeutiges Indiz für die derzeitige Gefühlswelt. Pferde können zum Beispiel so etwas wie 'Schmerzgesichter' zeigen. Ist der Pferdehalter dahingehend also aufmerksam können zum Beispiel viele Krankheiten bereits im Vorfeld behandelt werden. So zeigt das Pferd bei einer Kolik schon weit im Voraus an, dass es ihm schlecht geht. Meist sehen die Pferdehalter die anfänglichen Symptome nicht und das Pferd wird normal weiter gefüttert oder weiter bewegt. Erst wenn die lehrwerkstypischen Symptome, wie übermäßiges Schwitzen, Wälzen und unter den Bauch treten auftreten, wird gehandelt. Darüber hinaus können aber auch Verhaltensänderungen, das Schnauben beim Reiten oder übermäßiges Schäumen vor dem Maul auf ernstere Ursachen hindeuten. Wenn ein Pferd übermäßig schwitzt muss dieses nicht unbedingt etwas mit der Temperatur oder dem Trainingspensum zu tun haben.

Neben all den wichtigen Faktoren hinsichtlich einer Krankheit oder des Unwohlseins, liegt der Fokus von Marlitt Wendt aber auch auf der Verbesserung der Partnerschaft zwischen Mensch und Tier. Und wie könnte diese Beziehung besser verstärkt werden, als wenn der Pferdehalter neben dem Verhalten in Schmerzsituationen auch die Mimik des Pferdes in glücklichen Moment erkennt. Jedes Pferd hat einen individuellen Charakter. Das eine liebt vielleicht einen schnellen Galopp über die Wiesen, während man das andere eher mit einer Extraportion Streicheleinheiten glücklich machen kann.

Als waschechtes Pferdemädchen liegt es mir natürlich sehr am Herzen, dass ich meine beiden Mäuse bestmöglich verstehen kann. Die 'täglichen' Verhaltensweisen, wie 'Ohren anlegen', 'Schweif schlagen' oder auch innere Anspannung sind mir bereits in Fleisch und Blut übergegangen. Marlitt Wendt geht hier aber noch einen Schritt weiter und versucht dem Leser einen Rundumblick zu vermitteln, damit die Beziehung zwischen Pferd und Mensch noch besser funktionieren kann. Besonders interessant fand ich das Kapitel zu den "Elementen der Körpersprache" - hier zählen eben nicht nur die gängigen Verhaltensweise hinzu, sondern viel feinfühligere Elemente, wie der Muskeltonus bestimmter Körperregionen. Für mich als Pferdebesitzer ist es mit das wichtigste, dass ich schon im Vorfeld merke, ob es meinem Pferd gut geht oder nicht. Viel zu leichten werden Verhaltensauffälligkeiten als 'Unart' oder 'Das hat er immer schon gemacht' abgetan. Auf diese Weise kann man es sich natürlich leicht machen: man verschließt einfach die Augen vor dem, was in dem Pferd wirklich vor sich geht und macht einfach wie gehabt weiter. Das kann aber letztlich keine Basis einer guten Beziehung sein. Mein Pferd gehört mit zu meiner Familie und in einer Familie sorgt man sich umeinander. Da mein Pferd mir nicht sagen kann, was los ist, ist es für mich Selbstverständlich, dass ich mich dahingehend weiter bilde, um mein Pferd bestmöglich zu verstehen.

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