Parcours-Burnout

So absurd wie es auch klingt: Mein Pony hat ein Parcours-Burnout.

Anfang des Jahres hatten wir bei uns im Stall Abzeichen Lehrgang und ich habe mein RA4 absolviert. Das Abzeichensystem wurde ja umgestellt und einige Abzeichen wurden zusammen gefasst und einige hinzugefügt, die jetzt quasi die ‚Hufeisen‘ und Ponypass u.a. ablösen. Mein RA5 habe ich vor 2 Jahren auf dem Landesgestüt in Sachsen-Anhalt gemacht auf eine Schulpferd und das RA4 wollte ich unbedingt mit meinem Pony machen.

Dazu gehört allerding auch das absolvieren eines A-Stil Springens, was für meine Haflingerstute ja nicht gerade ein Zuckerschlecken ist.

Also Alin kann schon gut springen und hatte bisher auch immer Spaß daran. Zweimal monatlich sind wir zum Springtraining gefahren und zusätzlich haben wir bei uns im Stall sehr viel gymnastizierendes Springen praktiziert – kurzum meine Maus war im Training und Springen war für sie kein Neuland.

Der Lehrgang war allerdings so ungünstig aufgebaut dass wir dreimal wöchentlich Training hatten, nämlich vormittags Dressur und nachmittags Springen und das sogar einmal ohne Pausentage bzw. ruhige Arbeit dazwischen.

Am Anfang war mein Mäuschen auch noch ultra motiviert und stand den anderen in nichts nach, aber bei einem Training wurde der Parcours sehr ungünstig aufgebaut. Ein Oxer stand kurz vor Ende der Diagonalen, d.h. die Pferde mussten in Richtung Bande springen und mein Pony hatte wohl Angst davor und war unsicher und hat mir schließlich die Bremse reingehauen. Ich selbst hatte bei diesem Oxer auch ein sehr mulmiges Gefühl und ich bin mir absolut im Klaren darüber, dass ich selbst schuld bin. Ich hätte einfach sagen müssen, dass ich diesen Sprung nicht anreiten möchte bzw. vielleicht hätte ich ihn erst tiefer bauen sollen.

Den restlichen Tag kamen wir nur noch über ein Babykreuz und die nächsten Tage hat sie schon komplett dicht gemacht. Ich bin dann das Springtraining nicht mehr mit geritten, habe mir nur nach der Dressur immer einen kleinen Steilsprung Höhe E aufgebaut und es damit gut sein lassen. Entweder klappt es am Prüfungstag oder eben nicht. Ich hab Alin angefleht mir zu helfen und mich halbwegs gut durch den Parcours zu tragen. Kurzum – wir sind tatsächlich durch gekommen, zwar mit zwei Stangen unten und nicht wirklich schön, aber wir haben es geschafft. Seitdem verweigert sie allerdings jegliches Springen. Sobald sie mehrere Ständer und Sprünge sieht, macht sie komplett dicht und bleibt einfach stehen. Selbst wenn ich gar nicht vor habe zu springen oder nur um ein paar Sprünge drum herum reite.

Ich habe so ein schlechtes Gewissen deswegen. Ich war eigentlich in der Situation zu erkennen, dass mein Pferd, für das ich die Verantwortung trage, nicht mehr kann bzw. nicht mehr will. Ich hätte auf die Teilprüfung Springen mit meinem Pferd verzichten müssen. Ich habe das Gefühl, ich habe Alin enttäuscht und ihr Vertrauen ein Stück weit verloren. 

Seit dem sind jetzt fast 6 Monate her und ich habe mir vorgenommen, es wieder zu probieren. Im Gelände hat sie immer volle Motivation gezeigt, wenn ein Baumstamm im Weg lag oder ein kleiner Graben. Deshalb haben wir uns entschlossen nach Harbarnsen auf die Geländestrecke zum freien Training zu fahren. Vielleicht hat sie daran wieder mehr Spaß. Beitrag und Video folgen. J