Verkaufsschlager

Nur ein Taktfehler

 

„Neeeeeeeeein, der lahmt nicht, das ist nur ein Taktfehler.“ Ja, hab ich schon oft gehört, glaub ich trotzdem immer noch nicht. Ein Pferd kaufen ist die eine Sache, ein Pferd zu unterhalten die andere. Wenn einer über den Kaufpreis von 8000 € ins Stocken gerät, weil sein geliebter Vierbeiner eben nur 200 € und ´nen Sack Möhren gekostet hat, sollte sich bloß nicht die jährlichen Durchschnittskosten ausrechen. Ich verrate euch ein Geheimnis: Jedes Pferd kostet Geld, egal welche Rasse und welche Größe.  Wir rechnen jetzt zum Spaß trotzdem mal und gehen von einem Pensionsstall mit Box, Weide, Paddock, Halle, Reitplatz und ‚Rausbring-Service‘ aus:

Box 250 € (Durchschnittswert)

Müsli 20 € (1x pro Monat)

Möhren, Äpfel usw. 10€

Hufschmied 40 € (kommt ca. alle 8 Wochen mit 80€)

BENZIN zum Stall 70€ (durchschnittlich 15 Km pro Fahrt, Hin und zurück, im Monat 900Km)

Neue Schabracke, Putzkram, Leckerlies, Bandagen o.ä. 20 €

 

Macht im Schnitt pro Monat einfach mal 410€ und auf´s Jahr hoch gerechnet… ja…ähm….jedenfalls verdammt viel! Und um dem allgemeinen Glauben, Ponys sind kleiner und kosten deshalb auch weniger, entgegenzuwirken, nein – dem ist nicht so. Auch ein Shetty möchte gern etwas zu fressen haben und nicht unbedingt im Fahrradschuppen ohne Kumpels untergebracht werden. Fangen wir gar nicht erst davon an, dass auch ein kleines Pferd dolle krank werden kann. Das kostet nämlich nicht weniger, nur weil der halbe und nicht der ganze Arm des Tierarztes im A**** steckt.

Das lässt sich unendlich fortführen mit der korrekten Ausrüstung und und und, aber am meisten ärgert mich diese Ungerechtigkeit. Ich mache und tue damit es meinem Pferd gut geht und rufe vielleicht auch einmal zu viel den Tierarzt, aber dafür muss ich mir keine Vorwürfe machen. Andere Leute, ja die pfeifen auf Tierärzte und holen lieber eine Bekannte von der Bekannten eines Freundes, die mit Handauflegen versucht, den Einschuss zu kurieren. Oder bei schlimmem Husten einfach ein paar Kräuter pflücken geht und etwas Hustensaft aus der Drogerie verfüttert – natürlich in ähnlicher Dosierung wie ein Erwachsener bekäme – und mein Pony ist letztlich das Leittragende, dass sich den Rotz auch noch einfängt und ICH rufe natürlich wieder den Tierarzt, weil jeder mit etwas Verstand weiß, wie schlimm sich Husten beim Pferd entwickeln kann.

 

Oder der Irrglaube, dass ein lahmendes Pferd irgendwann über die Lahmheit hinweg geritten werden kann. Ja sicherlich, ist was kaputt, wird’s natürlich besser wenn man weiterhin voll Kette gibt und Jagden reitet...NICHT. Da muss dann auch keiner kommen von wegen ‚der läuft sich gleich ein, dann siehts schon besser aus‘. ‚Nur ein Taktfehler‘ – diese Aussage ist ein absoluter Verkaufsschlager!  Wie viel Lust ich doch hätte, einmal mit Sporen und Peitsche bewaffnet hinter solchen Leuten herzulaufen…nachdem sie vom Pferd gestürzt sind…und sich das Knie verdreht haben…und den Knöchel verstaucht…das wird ein Spaß. JIHAA!

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