Der Nase nach

Richten der Nase nach

 

Alle Dressurreiter kennen das. Die eine Frage. Die eine Antwort. ‚Warum reite ich eigentlich Dressur? Springen ist viel fairer!‘ -  Entweder die Stange fällt oder eben nicht!

Ich kenne diese Frage auch nur zu gut! Letztes Turnier zum Beispiel haben zwei Damen gerichtet, die anscheinend eine sehr große Vorliebe für große schwarze oder dunkelbraune Pferde hatten. Gerne auch mindestens 170 cm groß und die Kleidung der Reiterin musste auch perfekt passen: auf jeden Fall schwarzes Jackett, nicht zu viel Glitzer, schlichtes Plastron und auf Hochglanz polierte Stiefel.

Da es sich um eine A Dressur handelte, konnte man innerhalb einer Abteilung auch fantastisch die reiterliche Leistung miteinander vergleichen und was da am Ende für Noten abfielen, ließen wirklich allen Zuschauern die Münder offen stehen! Man muss doch jedes Reiter/Pferd Paar in Relation zueinander betrachten. Dass das Pony nicht unbedingt den gleichen Mitteltrab zeigt, wie der Kostolany Nachkomme ist doch wohl klar. Das Pony kann es halt nicht zeigen, weil es gar nicht die Veranlagungen hat, aber für ein Pony eben trotzdem einen sehr ansprechenden Mitteltrab.

Und wenn ich dann noch sehe, dass ein und dieselbe Reiterin sowohl in der E, als auch in der A, als auch in der A** (weil das eben komisch ausgeschrieben war) jeweils den ersten Platz belegt hat, frage ich mich wirklich, warum man sich das antut?! Ja, der Richter mag keine Schimmel - also 6,0 – dass das andere Pferd/Reiter Paar sich aber verritten hat, nicht rückwärts gerichtet ist und schon vor der kurzen Seite in den Trab durch pariert ist, scheint keinen zu interessieren: Ist eben 170, Lackschwarz und, ja ist er wirklich, verdammt schick! Merkwürdigerweise ist mir auch so aufgefallen, dass unter den vorderen Plätzen immer sehr viele Reiter sind, die dem ansässigen Verein angehören. Bestimmt nur Zufall…

Es kann doch nicht sein, dass bei der Dressur alles so willkürlich ist – jedenfalls was die nicht internationalen Turniere anbelangt. Hat es denn wirklich so viel zu sagen, aus welchem Verein man kommt, was für ein Pferd man reitet und ob das Jackett nun schwarz oder blau ist? Eine vorgeschriebene Schabrackenfarbe für die Dressur gibt es offiziell zwar nicht mehr, aber anscheinend traut sich einfach niemand, in blau oder grau oder beige zu reiten, weil man dadurch vielleicht schlechter bewertet wird. Es sollte viel mehr darauf geachtet werden, dass die Ausrüstung vernünftig sitzt und passt und strengere Kontrollen auf den Abreiteplätzen. Es kann doch nicht sein, dass Mutti das Pferd der Tochter für eine E Dressur abreitet (angemerkt Mutti ist bestimmt schon M platziert und das Pferd ebenfalls und Töchterlein mit ihrem laufendem Meter eigentlich viiiiel zu klein für den 174cm Wallach).

Aber uns bleibt ja nichts anderes übrig, als es einfach so hinzunehmen, sich möglichst dem inoffiziellen Dresscode anzupassen, sich möglichst unauffällig verhalten, sich möglichst ein neues Pferd kaufen (groß, dunkel, schick, super Abstammung) und möglichst darauf hoffen, dass dem Richter meine Nase gefällt.

 

Petri heil! (Gibt’s so einen Spruch auch für´s Reiten?)

 

Petri reit! Reite gut, alles gut! Halb geritten ist ganz verkackt! Wer reitet, der rostet nicht!

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