Der Pferdeführerschein

Der Pferdeführerschein

Den Hundeführerschein gibt es ja schon, also liegt es doch nahe, auch einen Pferdeführerschein einzuführen, den man vorlegen muss, wenn man sich ein Pferd kaufen möchte. Und der muss am besten auch mindestens 4 Wochen dauern, ganz viele Lehrvideos enthalten und Pflichtlektüren, es müssten Tests geschrieben werden und natürlich die Praxis darf nicht fehlen – heißt: Der Basispass Pferdekunde müsste auch Bestandteil sein. Das wäre zu schön!

Kein rumärgern mehr, wie schlecht das oder das Pferd gehalten wird, keine Grundsatzdiskussionen mehr über Gebisse, Zäumungen, Futter oder Pferdefürze. Überdenkt einmal die Ausmaße! Man könnte ganz zwanglos facebook öffnen und sich über die netten, witzigen Posts in den Gruppen freuen. Keine zeitraubenden Diskussionen mehr über die Vor- und Nachteile des Scherens oder ob es Sinn macht, die neue Schabracke doch noch zu kaufen. Keine Streitereien über Youtuber oder Instagramer oder über die beliebteste Pferderasse. Ich müsste mich über keine Kommentare mehr ärgern wie ‚Haflinger taugen nichts‘ oder ‚wer mit Gebiss reitet ist ein Tierquäler‘. Keine Beiträge mehr mit dem Titel ‚wenn sich keiner findet, wird die Stute morgen um 11:36:12 Uhr geschlachtet‘. Ach wäre das schön! Aber vielleicht auch ein bisschen zu langweilig? Dann kann keiner seinen Pferdeäppelsenf mehr dazugeben, dann kann man niemanden mehr kritisieren, weil das Pony 2 Kg zu viel auf den Rippen hat. Dann kann man sich nicht mehr darüber streiten, welche Haltungsform die beste ist und im schlimmsten Fall würden viele Posts nicht mehr so viele Klicks erzielen. Tragisch. Wirklich. Weil eigentlich wollen wir Reiter ja lästern und tuscheln und nerven und unseren Pferdeäppelsenf dazu geben, von dem wir natürlich glauben, dass es korrekt ist und wirklich jeder Reiter hält eben seinen Weg für den besten!

 

Aber dann höre ich mich mal wieder ein bisschen um und komme doch ganz schnell zu dem Entschluss, dass ein Pferdeführerschein nötig wäre. Da liegt abends ein Pferdchen zur Fütterungszeit in der Box und steht nicht mal auf, als der Trog gefüllt wird. Bei mir und wahrscheinlich jedem anderen Pferdebesitzer würden da sofort die Ohren klingeln. Zumal mein Pony auch eher von einem Staubsauger abstammt, so wie es alles auf den ersten Blick Fressbare verschlingt (z.B. ist einfach alles und ich meine alles, was grün ist, ist Gras) ohne mit der Wimper zu zucken. Aber nein, in diesem Fall wurde es als

 

 ‚Ohhhh wie süß! Die Moni ist so müde, dass sie schon schläft! Ich kann mich sogar neben sie setzen und sie steht nicht auf! Die muss mir wirklich vertrauen‘!

 

Die einzige Frage, die sich mir in dieser Situation lediglich stellt ist ‚Atmet die Moni denn noch‘?

 

Später am Abend dann die Nachricht des Besitzers, die Moni hat eine Kolik, aber weil er zu müde ist da zu bleiben und natürlich auch keine Kohle hat, den Tierarzt zu rufen, solle der erste, der am nächsten Morgen im Stall ist, doch mal nachschauen, ob das Tierchen noch auf 4 Beinen steht. Da ging es dann intern natürlich hoch her und die ‚WTF´s‘ wurden nur so umher geschmissen, wie Konfetti am Karneval.

 

 

Also, wenn Unwissenheit wirklich das Leben eines Tieres aufs Spiel setzt, dessen Verantwortung man mit dem Kauf übernommen hat, dann spätestens sollten wir doch wirklich über einen Pferdeführerschein nach denken.

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