Vertrauen

Vertrauen aufbauen

Vertrauen ist der Grundstein jeder Pferd - Mensch Beziehung. So sagt es zumindest die Theorie, aber wie können wir Vertrauen überhaupt aufbauen? Ich finde nicht, dass man das nur daran messen kann, wie gut das Pferd in der Freiheitsdressur auf einen reagiert oder ob es auf der Weide freudig angaloppiert kommt, sobald man am Zaun steht und ruft. 'Zeit' ist das Schlüsselwort. Um eine gute Beziehung aufzubauen, braucht es einfach Zeit. Und so, wie wir charakterlich sehr unterschiedlich sind, so sind auch unsere Pferde total unterschiedlich. Die einen vertrauen sehr schnell, die anderen brauchen ihre Zeit dafür.

Also versuche ich einfach, soviel Zeit wie möglich mit den Mäusen zu verbringen. Und damit meine ich nicht das fast tägliche Training, Reiten, Longieren usw. sondern, dass ich uneigennützig Zeit mit den Pferden verbringe. So wie mit Freunden auch. Ohne, dass ich etwas davon erwarte, ohne, dass ich etwas von der Pferden 'will'. Solche 'Freundschaftszeit' kann man eigentlich immer mal ein paar Minuten einbauen. Ob ich mich einfach auf die Weide setze und den beiden beim Fressen zuschaue, ob ich ein Buch lese oder ob ich einfach mal nur ausgiebig putze und sie danach zurück in die Box stelle. 

In den letzten Wochen hatte ich allerdings so viel Stress, dass diese Freundschaftszeit viel zu kurz gekommen ist. Früher bin ich auch abends einfach nochmal zum Stall gefahren und habe in Alins Box gelesen oder einfach nur mal mit ihr gesprochen. Pferde hören ja so verdammt gut zu! 

Am Wochenende waren wir wieder zum Turnier und da wollte ich den beiden Montag einfach mal eine Pause gönnen und habe sie während des Mistens einfach in die Halle gestellt. Meistens toben sie dann wie verrückt durch die Gegend, aber Montag waren sie beide total zufrieden und absolut die Ruhe selbst. Kein Gebuckel, kein Gezicke - nur gemütliches Schritt gehen. Irgendwann hat sich Alin dann hingelegt zum wälzen und ich bin zu ihr hin gegangen, wobei sie tatsächlich liegen blieb. Ich konnte mich sogar auf sie 'drauf setzen' ohne, dass sie aufgestanden ist. Sie hat die ganze Zeit den Kopf zu mir umgedreht und sich kraulen lassen - und das, obwohl ich keine Leckerlies dabei hatte. Sie hat diese paar Minuten genauso genossen, wie ich. Zumal es auch das erste mal war, dass ich mich im Liegen so an sie ran kuscheln konnte. Es war ein absolut tolles Gefühl und da ist mir wieder ein mal bewusst geworden, was für ein toller Freund und Begleiter da eigentlich im Stall steht und wie kostbar die gemeinsame Zeit ist. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen zukünftig wieder öfter einfach so mit ihr Zeit zu verbringen und einfach zu genießen, dass ich sie habe. 

Im Laufe der Zeit sieht man so vieles als Selbstverständlich an, dass man es gar nicht so richtig zu schätzen weiß. Egal ob menschliche Freunde, tierische Freunde, die eigene Gesundheit, der liebe Postbote, der das schwere Krämer Paket immer hoch trägt, damit man keine Treppen laufen muss, der Schlachter, der einem immer noch eine Scheibe Mortadella gibt, weil er genau weiß, wie sehr man sich darüber freut oder auch der Unbekannte, der vor der Verkehrsinsel anhält, damit man überqueren kann, weil gerade soviel Verkehr ist, dass man wahrscheinlich noch Stunden warten würde. 

Einfach mal dankbar sein für das, was man hat. Einfach mal lächeln und sich freuen und einfach mal Zeit mit denen verbringen, die man liebt...

#Herzenspferd