Jakobsweg

Auf dem Jakobsweg

"Ich bin dann mal weg" - ganz nach dem Motto von Hape Kerkeling habe ich mich ganz still und heimlich zum Jakobsweg aufgemacht und habe dort die letzten drei Wochen verbracht und über 500 Km zu Fuß zurück gelegt. Was ich mir davon versprochen habe? Eigentlich nichts. Ich war einfach nur gespannt darauf, wie ein solcher Trip einen selbst verändert oder eben wie man sich auch nicht verändert. Ich kann jetzt abschließend, wo ich wieder da bin, allerdings sagen, dass das mit die beste Entscheidung war, die ich je gefällt habe. Diese Auszeit war wirklich eine komplette Auszeit. Ich kann das schwer beschreiben, aber jeder Tag hatte einfach seinen ganz bestimmten Rhythmus: Um 6 aufstehen, bis 16 Uhr wandern, 18 Uhr essen und um 19 Uhr schlafen gehen. Dieser gleiche Rhythmus entspannt fast mehr als ein Urlaub am Strand. Der Kopf ist einfach mal entlastet. Das einzige was zählt, ist der Weg, den man zurück gelegt - tagein, tagaus. Ich habe viel positives von dieser Reise mitnehmen können. Das wichtigste an diesen Ansichten ist die Erkenntnis darüber, was ich zukünftig auf keinen Fall weiterhin in meinem Leben haben will: Menschen, die mir nicht gut tun, Dinge, die ich eigentlich gar nicht mag, aber zur Liebe anderer trotzdem gemacht habe, Stress, es allen recht machen zu müssen usw. Die wichtigste Erkenntnis ist wohl das "Nein". Einfach mal "Nein" sagen und sich hinterher nicht schlecht fühlen, nicht rechtfertigen müssen. Eine Erkenntnis, die ich erst viel zu spät gefunden habe.

 

Natürlich war der Trip anstrengend und ich habe nicht nur einmal ans Aufgeben gedacht, aber Aufgeben ist einfach nicht. Das musste ich tun. Für mich selbst, meinen Körper und meine Seele. Ich kann mit absoluter Gewissheit sagen, dass das nicht das letzte mal war, dass ich den Jakobsweg gepilgert bin. Niergendwo anders passt das Sprichwort "Der Weg ist das Ziel" besser als zum Jakobsweg. Eine Erfahrung und Selbstkenntnis, die ich wirklich jedem ans Herz lege. 

Nein, ich habe vorher nicht trainiert, bin keine passionierte Wanderin und habe neben dem Reiten nicht wirklich Sport betrieben und dennoch bin ich in Santiago angekommen. Aber das Ankommen war auch nicht das Besondere. Ich war ehrlich gesagt zu tiefst traurig über das vermeintliche Ziel, weil damit die 'Reise' erst mal endet. Ich habe weder meine Freunde, noch die Pferde vermisst. Ich gebe es offen und ehrlich zu. Natürlich wusste ich, dass sie bestens versorgt waren und ich mir absolut keine Sorgen machen muss. Absichtlich habe ich auch gar nicht erst nachgefragt. Hatte das Handy zu 90% der Reise aus und habe es auch nicht gebraucht. Ich habe die Natur genossen, den Weg, die Anstrengung, die Luft und das 'am Leben sein'.

Es gibt nichts wichtigeres, als mit sich selbst im Reinen zu sein...

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