Unsere Problemchen Teil 1 - Galopp

Warum ich schwierigkeiten mit dem Galopp habe

Hallo ihr Lieben,


in dieser ganzen "mehr Realität im Netz" Debatte, springe ich jetzt auch mal auf den Zug mit auf. Problemchen haben wir alle, egal in welcher Sparte oder Klasse wir unterwegs sind. Nur die tollen Bilder zu posten - ja, sie sehen schön aus - verzerren leider die Wirklichkeit.
Also habe ich mir überlegt eine kleine Reihe über meine Reit- und Pferdeprobleme zu machen, in denen sich vielleicht der ein oder andere wiederfindet.

Den Start macht bei mir das größte Sorgenkind:

Der Galopp!

Galopp - mit die schönste Gangart. Alle Springreiter und vor allem alle Springpferde sind ganz besessen darauf zu galoppieren. Macht ja auch am meisten Spaß, ist am leichtesten zu sitzen und da fühlt man sich einfach am wohlsten. Ihr vielleicht - ich hingegen nicht. Für mich ist der Galopp - insbesondere bei Alin - eine wahre Herausforderung, die ganz viel Kraft braucht. Nicht Kraft im Sinne von 'starke Hand', sondern Kraft im Sinne von Impulse geben und das im richtigen Moment, Gewichtshilfen einsetzen und vor allem die Beine - ohne Gekloppe mit den Sporen.

Im Gelände ist das natürlich kein Problem, das könnt ihr ja unten auf den Bildern sehen. Dort springt sie sauber im Dreitakt und vor allem ist die Hinterhand endlich mal aktiv - allerdings nur, wenn ich auch wirklich ein bisschen Kette gebe. Sobald ich aber aussitze ist der schöne Dreitakt verloren und sie traloppiert so vor sich hin. Manchmal galoppiert sie auch mit der Vorhand, aber die Hinterhand trabt irgendwie nur hinterher. Mag einerseits an ihrem Exterieur liegen, da sie für ihre Größe ziemlich lang ist, andererseits aber sicherlich auch daran, dass ich mich mit diesem Problem nie so wirklich auseinander gesetzt haben - war ja schließlich Anstrengend.

 

In diesem Jahr hatte ich mir allerdings zum Ziel gesetzt, meine erste L-Dressur zu starten, also hieß es üben, üben, üben und trainieren. Irgendwie finde ich es besonders im Reitsport sehr enttäuschend, wenn man in etwas ganz viel Energie steckt und dann funktioniert es trotzdem nicht so wirklich oder zumindest nicht so, wie man es gern hätte. 

Bei den anderen sieht das immer so einfach aus! Das Pferd kann noch so schlecht ausgebildet sein, aber trotzdem galoppiert es sauber durch ohne dass sich der Reiter groß anstrengen muss.

Enttäuschungen gehören bei diesem Sport und diesem Hobby zwar immer mit dazu, aber was noch dazu gehört und uns Pferdemädchen wirklich ausmacht ist, dass wir niemals aufgeben.

Damit das ganze für euch jetzt einfach etwas anschaulicher ist, habe ich zwei kurze Videos zusammen geschnitten, die euch einmal den Galopp vor knapp einem Jahr unterm Reiter zeigen und dann nochmal, wie der Galopp sich mittlerweile entwickelt hat. Ich finde diese beiden Videoausschnitte wirklich ziemlich beeindruckend, da man einen enormen Unterschied erkennen kann. Zwar ist es immer noch Schwierig - für mich und auch für das Purzelchen - den Takt über einen längeren Zeitraum zu halten, aber die Fortschritte sind unverkennbar und ich bin unglaublich stolz, dass ich nicht aufgegeben habe, sondern weiter gearbeitet. Aber hier erst mal das kleine Video:

 

Galoppvergleich früher - heute

In meinen Dressurprotokollen stand zum Galopp von Anfang an immer die Passage "Takt erhalten und Durchsprung verbessern". Im Laufe der letzten Saison war es schon gar nicht mehr so häufig, dass mich dieser Abschnitt im Protokoll erwartet hat. Die größte Hürde letztes Jahr, war wohl die L-Dressur Ende Oktober. Auch wenn im Protokoll drin stand, dass mehr Last aufgenommen werden muss, ist nichts mehr von 'Takt im Galopp erhalten' zu lesen. Mit dem richtigen Trainer und der richtigen Einstellung bin ich jetzt soweit gekommen, dass ich mich wirklich sehr auf die Winterarbeit freue. Das waren zwar bis hier her verdammt anstrengende und auch enttäuschende Monate, aber ich sage mir immer: Rückwärts geh´ ich nur, damit ich mehr Anschwung nehmen kann.

Monatelange Arbeit mit unzähligen Übergängen, Verstärkungen, Zurücknehmen - ohne, dass ich überhaupt mal 10 Meter am Stück normal galoppiert bin, haben sich endlich ausgezahlt. Galopp sitzt - meistens -, jetzt geht´s an die vermehrte Versammlung!

 

Ich habe mir das 'einfach machen' abgewöhnt und versuche es jetzt viel mehr 'richtig zu machen'.

 

Haflinger und der Galopp

Da ich sehr aktiv in Haflingerforen, -Gruppen oder -Vereinen unterwegs bin, habe ich schon mit sehr vielen Hafireitern gesprochen und es ist wirklich erstaunlich, wie viele tatsächlich dieses Problem mit dem Galopp haben. Natürlich gibt es auch viele Ausnahmen, die wie die Großen galoppieren, aber beim Durchschnitt ist es eben nicht so. Viele Reiter klagen über die mangelnde Galoppqualität und meistens wird es dann einfach als 'Rasseproblem' abgetan. Ich muss zugeben, auch ich habe mir am Anfang immer eingeredet, dass ich gar nichts daran ändern kann, ist ja 'nur' ein Haflinger. Aber alleine dieses kleines Wörtchen 'nur' erregt mittlerweile eine enorme Wut in mir. Es ist nicht 'nur' ein Haflinger. Es ist ein hervorragendes Pferd, eine hervorragende Rasse, die sich mit optimalem Training bis zur schweren Klasse vorkämpft, Großpferde im L Springen schlägt oder wie von Kinderhand Weltmeister im Fahren wird. Ich bin froh und stolz einen Haflinger mein eigen nennen zu dürfen.

 

Wir dürfen uns nur nicht auf dieser "liegt an der Rasse" Entschuldigung festhalten, sondern einfach arbeiten, trainieren und optimieren bis es funktioniert. Und wie ihr seht: Es kann funktionieren.

 

Mir hat übrigens enorm geholfen, dass ich immer wieder auf den Videos gesehen habe, wie 'schlecht' der Galopp ist. Das er eben nicht aussieht, wie bei den anderen, sondern eher etwas verkrampft und ruckelig. Videoanalysie ist wirklich eine Top-Sache, um die eigenen Fehler besser zu fokussieren. Natürlich höre ich auf die Meinung anderer, aber wenn man es doch selbst sieht, verstehe ich persönlich das Problem viel eher.

Üben üben üben...

Um die Galoppqualität zu verbessern, ist besonders eins wichtig: Ehrgeiz und Fleiß.

Ich weiß nicht, wie viele unzählige Übergänge ich in jeder Dressureinheit geritten bin, aber ich kann euch sagen: Es ist verdammt anstrengend. Auch zulegen und zurück nehmen ist enorm wichtig, damit die Hinterhand weiterhin aktiv bleibt, zwischendurch immer mal wieder Stangen- und Cavalettiarbeit einbauen und einfach dran bleiben. 

 

  • Übergänge Schritt-Trab, Trab-Galopp, Galopp-Schritt
  • Zulegen und zurück nehmen
  • Stangen- und Cavalettiarbeit
  • Training 'am Berg' - Ausreiten und galoppieren, am besten Berg auf
  • ein guter Trainer - ohne den klappt nichts
  • immer ganz viel Lob im Gepäck

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