Was tun, wenn sich das Pferd "fest" macht?
Rittigkeit ist das A&O – schenkt man sämtlichen Regelwerken und Reitbüchern glauben. Nachdem ich schon auf vielen verschiedenen Pferden gesessen habe und auch zwei eigene eigensinnige Pferde im Stall stehen habe, kann ich diesem Zitat nur zustimmen. Hierbei hat die Rittigkeit aber nicht unbedingt immer etwas mit dem „Am-Zügel-Gehen“ zu tun. Vielmehr ist mit Rittigkeit die Einwirkung und vor allem das Annehmen der Hilfen vom Pferd gemeint. Der Grundstein der Rittigkeit wird in erster Linie bereits bei der Grundausbildung zum Reitpferd gelegt, aber auch später kann hieran noch viel gefeilt werden. Neben Trainingsumstellung und passender Ausrüstung kann auch mit Änderungen im Fütterungsmanagement einiges optimiert werden.
Natürlich können Pferde auch mal schlechte Tage haben: Bauchschmerzen durch zu viel Gras, Müdigkeit oder beginnende Rosse können dem noch eins oben auf setzen. Wir Pferdehalter und Reiter können nur spekulieren, was nun gerade der ausschlaggebende Grund ist. Ich persönlich gehe dann meist einfach eine Runde gemütlich ins Gelände, mache etwas lockere Bodenarbeit und lege zusätzliche Kuschelstunden ein. Besonders bei Alin kann die Laune zwischenzeitlich stark schwanken. Jetzt wird man vielleicht sagen, dass liege an der Rasse und dem Dickkopf, aber im Prinzip ist Alin sehr leistungsbereit. Wenn dann mal ein paar „schlechte“ Tage dabei sind, mache ich mir keine unnötigen Gedanken, wenn diese Tage vermehrt aufkommen, sollte man sich dennoch auf Ursachensuche begeben.
Lösungsphase
Mittlerweile habe ich meine Art des Reitens auch dahingehend umgestellt, dass ich nun viel mehr Zeit der Aufwärmphase widme. Dadurch werden die Pferde deutlich geschmeidiger und lockerer und nehmen die Reiterhilfen im Anschluss deutlich besser und geschmeidiger an. Es gibt wohl kein schöneres Gefühl, als das „Mitgenommenwerden“ beim Reiten. Nach ausgiebigem Schrittreiten trabe ich meistens 10 Minuten leicht und versuche das Pferd dabei nach innen und außen zu stellen, sowie Tempounterschiede einzubauen. Danach folgen zahlreiche Übergänge Schritt-Trab und Trab-Schritt und schließlich kommt die Lösung im Galopp. Immer mit dem Ziel, dass das Pferd rund und tief läuft und die Hinterhand schön mitnimmt und den Rücken aufwölbt. Erst danach beginne ich wirklich mit der Arbeitsphase, die mitunter nur 15 – 20 Minuten dauert, je nachdem, wie gut Alin und Sunny mit machen.
„Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht“ – gerade im Reitsport erweist sich dieser Spruch als durchaus wahr. Wenn man denkt, man hätte alles bedacht, hat man definitiv etwas vergessen oder übersehen. Vor allem, wenn Probleme nicht von Anfang an bestehen, sondern sich allmählich entwickeln. Alin würde ich grundsätzlich als etwas eigensinnig beschreiben. Das ist ein Charakterzug, der es mir manchmal sehr schwer macht, den ich auf der anderen Seite aber auch sehr zu schätzen weiß. So zeigt sie mir ganz deutlich, wenn etwas nicht passt. Ich bin definitiv ein Mensch, der lieber einmal öfter den Tierarzt ruft, als einmal zu wenig und dennoch gibt es einige Faktoren, die der Reiter und Pferdehalter im Vorfeld schon selbst überprüfen kann: Zum Wohlbefinden eines Pferdes trägt neben der Gesundheit und Haltung vor allem auch das passende Equipment bei. So sollte bei Reitproblemen zunächst das Gebiss, das Reithalfter, der Sattel und auch der Hufbeschlag kontrolliert werden. Aber auch die Haltung bzw. Haltungsumstellung kann zu Rittigkeitsproblemen führen. Die Weidezeit hat bei uns dieses Jahr erst Anfang Juni begonnen. Davor stand einfach noch zu wenig Gras auf den Wiesen und die Pferde hätten nur die Grasnarbe beschädigt, wodurch letztlich keiner profitiert hätte. Da Alin gerade in der Weidezeit durch das viele Gras aufgast und an Gewicht zulegt, haben wir das Müsli reduziert. Was wir allerdings nicht bedacht haben, ist die nötige zusätzliche Versorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen. Während der Weidezeit sind die Pferde mit Vitaminen absolut gut versorgt, Mineralstoffe hingegen kommen zu kurz und sollten deshalb bei der Fütterung berücksichtigt werden. Auf diesen Gedanken bin ich aber nicht selber gekommen, sondern vielmehr die Futterberatung von Eggersmann Pferdefutter, die Pferdehaltern kostenfrei zu Beratungszwecken zur Verfügung steht. Die liebe Frau Everding hat mich also auf die mögliche Unterversorgung hingewiesen und nach einer Blutanalyse hat sich dieser Verdacht letztlich auch bestätigt. Die einzelnen Punkte waren hier natürlich noch nicht besorgniserregend, konnten meine Reitprobleme aber durchaus erklären, weil Alin trotz langer Lösungsphase nach wie vor fest war und sich schlecht biegen und stellen ließ.
Muskeln müssen versorgt werden
Neben äußerlichen Faktoren können also auch Fehler im Fütterungsmanagement ausschlaggebend für Rittigkeitsprobleme sein. Muskeln müssen, damit sie vernünftig und geschmeidig arbeiten können, ebenso ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden, wie der restliche Organismus. Funktioniert der Muskelstoffwechsel auf Grund einer Unterversorgung nicht richtig, können die Muskeln nicht vernünftig arbeiten. Das Pferd ist steif, unelastisch und hat mehr mit Verspannungen und Muskelkater zu kämpfen. Zusammen mit meinem Tierarzt und Frau Everding von Eggersmann habe ich dann eine Vitamin E und Selen Kur über drei Wochen gefüttert. Die Pellets hat Alin ohne Probleme mit ihrem übrigen Futter aufgenommen und schon nach zwei Wochen habe ich einen deutlichen Unterschied gemerkt.
Kommunikation und Miteinander
Hinsichtlich der Gesunderhaltung des Pferdes spielen viele Faktoren und viele verschiedene Personen eine entscheidende Rolle. Darunter der Sattler, der Schmied, der Tierarzt, der Reiter, der Reitlehrer und eben auch die Fütterung. Das A&O liegt nun im Miteinander der agierenden Personen, um das Pferd bestmöglich zu versorgen. Das bedeutet natürlich nicht, dass ihr monatlich alle agierenden Personen einbestellen müsst. Es geht vielmehr um die offene Kommunikation der Personen untereinander und da bildet ihr als Pferdebesitzer die Vermittlerfunktion.
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