Ein eigenes Fohlen - Kosten

Was kostet ein eigenes Fohlen

Ein eigenes Fohlen aus der eigenen Stute zu ziehen ist für viele Pferdemädchen ein großer Traum. Dieser Traum ist leider mit sehr viel Verantwortung, noch mehr Zeit, noch viel mehr Wissen und sehr viel finanziellen Mitteln verbunden. Mit "Ich nehme einfach den Hengst vom Bauern nebenan" ist es leider nicht getan - zumindest dann nicht, wenn man hinterher wirklich ein gesundes Fohlen haben möchte. Um einfach mal einen groben Überblick über die Kosten zu bekommen, habe ich mich entschlossen, euch einen Einblick zu gewähren. Da ich ja nun schon seit ein paar Monaten diesen Pferdemädchentraum erlebe, kann ich euch aus nächster Distanz berichten, was man alles beachten muss und was alles wie viel Geld kostet. Da das Baby natürlich noch lange nicht auf der Welt ist, überschlage ich euch in diesem Teil zunächst die Kosten von Beginn der Überlegung des eigenes Fohlen, bis hin zur Geburt.

Zucht und Zuchtverband

Innerhalb der Thematik "Zucht" gibt es bereits einige Differenzen, die ich gleich vornweg klären möchte. Ich würde mich selbst niemals als Züchter bezeichnen, ich ziehe 'lediglich' ein eigenes Fohlen aus meiner Stute. Die eigentliche Zucht wird immer im Hinblick auf den Profit betrieben, was keinesfalls etwas schlechtes sein muss. Es bedeutet nur, dass die Züchter selbst züchten, um damit Geld zu verdienen - es ist ein Job wie jeder andere auch. Ich hingegen ziehe mir ein Fohlen, um es zu behalten. Aber auch, wenn ich nicht gewinnbringend züchte, gelten auch für mich bestimmte Regeln und Grundsätze.

Für mich war klar: Wenn züchten, dann richtig!

 

1. Mitglied im Zuchtverband

Das eigentliche Züchten beginnt schon weit im Vorfeld mit mir selbst – ich muss nämlich Mitglied in einem Zuchtverband sein, die teilweise regional, Bundesland spezifisch oder sogar bundesweit tätig sind. Darüber hinaus gibt es einige Zuchtverbände, die sich nur mit speziellen Rassen beschäftigen. Da ich Alin bei einem Züchter in Hannover gekauft habe und selbst auch in dieser Region beheimatet bin, bin ich also Mitglied im Verband der Pony- und Kleinpferdezüchter Hannover. 

 

2. Zuchtbescheinigung der Stute

Weiter geht´s mit der Stute selbst – so, wie ich Mitglied in einem Zuchtverband bin, muss auch meine Stute eine gültige Zuchtbescheinigung besitzen und in einem Zuchtverband gemeldet sein. Bei Alin ist das ebenfalls der Verband der Pony- und Kleinpferdezüchter Hannover. Weiterhin muss die Stute in einem Stutbuch eingetragen werden. Die Eintragung erfolgt frühestens mit dem 3. Lebensjahr und muss spätestens im Jahr der Fohlengeburt erfolgen. In welches Stutbuch die Stute eingetragen wird, hängt von den jeweiligen Rassestandarts ab und ob die vorangegangenen Generationen ebenfalls eingetragen waren – aber auch diese Regelungen sind von Verband zu Verband unterschiedlich.Die Stutbuchaufnahmen erfolgen entweder auf bestimmten Terminen, bei Stutenschauen oder im Rahmen der Zuchtstutenprüfung. Alin ist im Stutbuch 1 eingetragen. 

 

3. Zuchterlaubnis Hengst

Hengste können im Prinzip in jedem Zuchtverband vorgestellt und somit als Zuchthengst registriert werden. Der Hengst, den ich mir ausgesucht habe, ist im Hannover Verband nicht vorgestellt – das ist aber nicht weiter schlimm. Ich muss lediglich eine "Fremdbelegungsgebühr" entrichten.

 

Kosten:

Die Mitgliederbeiträge und die Beiträge für die Stute sind im Regelfall einmal im Jahr zu entrichten. Bei mir entspricht das 92,50 € pro Jahr. Die Fremdbelegungsgebühr für den Hengst „Amore Mio“ sind einmalig 25 €.

Samen und Samenbestellung

Die Kosten der Samen richten sich natürlich ganz speziell nach dem, was ich selbst möchte und um welche Rasse es sich handelt – sie sind also sehr individuell zu betrachten und ich kann euch hier 'lediglich' die genauen Infos zur Bedeckung von Alin geben. Die Kosten für die Samen richten sich nach:

  • dem Erfolg des Hengstes
  • wie lange er schon im Deckeinsatz ist
  • wie begehrt der Hengst ist
  • welcher Rasse der Hengst angehört
  • in welcher Form der Samen zur Verfügung gestellt wird

Grundsätzlich sind Warmbluthengste meist teurer als Ponyhengste. Es gibt aber auch Warmbluthengste, die sich vielleicht erst im ersten Jahr ihres Deckeinsatzes befinden. Da man zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß, wie und was der Hengst vererbt, sind die Kosten meist niedriger als bei einem Hengst, der seit Jahren hoch erfolgreich im Sport läuft und ebenso erfolgreich an seine Nachkommen vererbt. Aber auch der Samen einiger Ponyhengste können schon ein kleines Vermögen kosten. Letztlich sind die Kosten auch immer individuell zu sehen. So ist innerhalb der Rasse Haflinger der Samen von Amore Mio sehr teuer – das liegt an seiner ausgezeichneten Vererberqualität und seinen unglaublichen Noten und Erfolgen in der Hengstleistungsprüfung. 

 

Auch der Versand des Spermas kostet natürlich Geld und richtet sich letztlich auch danach, wie oft Samen bestellt werden muss. Bei Alin hatte ich absolut Glück und sie hat direkt beim ersten Mal aufgenommen. Auch zwischen Tiefkühl- und Frischsamen gibt es Preisunterschiede. 

 

Die Kosten der Besamung richten sich auch nach der Art und Weise. Bei einem Natursprung werden die Stuten erfahrungsgemäß auf dem Gelände des Hengsthalters untergebracht, was natürlich mehr kostet, als wenn man den Samen zu seinem Tierarzt vor Ort schicken lassen kann. Grundsätzlich (meistens) besteht aber auch immer die Möglichkeit, dass die Besamung – auch ohne Natursprung – beim Gestüt erfolgen kann. 

 

Kosten:

Der reine Frischsamen von Amore Mio liegt bei 350 €, hinzu kamen die Versandkosten in Höhe von 25 €. 

Vorbereitung der Stute und Befruchtung

 

Bevor die Stute besamt werden kann, müssen die Follikel kontrolliert und ein Abstrich gemacht werden. Der Abstrich dient der Untersuchung der Gebärmutter, ob sich zum Beispiel Keime in ihr eingenistet haben, die einer Trächtigkeit im Weg stehen könnte. Gegebenenfalls muss die Stute anschließend behandelt bzw. gespült werden. Dann erfolgt später ein weiterer Abstrich, auch Tupferprobe genannt, um zu überprüfen, ob jetzt alles 'sauber' ist. Ich hatte sehr viel Glück und Alin war tatsächlich sauber – es bedurfte also keiner weiteren Behandlung. Mit dem Einsetzen der Rosse habe ich Alin dann zu meinem Tierarzt umgestellt. Dort wurde sie täglich zweimal geschallt, um zu sehen, wie weit der Follikel ist, damit man zum Besamen auch wirklich den idealen Zeitpunkt erwischt.

Da Alin das Fohlen letztes Jahr sehr spät verloren hat – zwischen dem 60. und 90. Tag – wurde mir geraten, eine Uterusbiopsie durch führen zu lassen. Dabei wird mit einer ganz langen, dünnen Greifzange eine Probe der Gebärmutterschleimhaut entnommen und zu einem Labor geschickt. Dort wird geprüft, ob die Stute überhaupt in der Lage ist, ein Fohlen auszutragen. Da die erste Biopsie recht schlecht ausfiel, haben wir noch zwei Rossezyklen abgewartet, bevor wir erneut untersucht haben. Zu Beginn des Jahres muss sich die Rosse der meisten Stuten erst hormonell einpendeln. Die zweite Biopsie sah zwar schon besser aus, war aber immer noch nicht rosig. Aber mit diesem Risiko musste ich nun rechnen. Im "schlimmsten Fall" hätte Alin das Fohlen erneut verloren, aber das Ergebnis war auch nicht so schlecht, als dass wir es nicht hätten versuchen können. Die Chance lag ca. bei 50:50 und das Glück war letztlich auf unserer Seite.

Durch die schlechten Ergebnisse kam aber auch zeitgleich ein weiterer Kostenfaktor auf uns zu: Ich musste Alin täglich die Medizin "Regumate" geben. Dies ist ein hormonelles Mittel, was die Funktion des Gelbkörpers unterstützt. Der Gelbkörper ist während der ersten Wochen für die Aufrechterhaltung der Trächtigkeit verantwortlich.

 

Kosten:

Die Tupferprobe hat knapp 40 € gekostet,

die Unterbringung beim Tierarzt für fünf Tage hat 70 € gekostet,

das Regumate in der 1 Liter Flasche für 140 €,

zwei Uterusbiopsien für insgesamt 120 €,

die Kosten für die Follikeluntersuchung mit Ultraschall haben je 21 € gekostet; der Follikel wurde täglich untersucht, also 5x 21€

die Ovulationsinduktion und die Samenübertragung (2x) haben sich insgesamt auf 150 € belaufen

und die Kontrolltermine (3x, am 16. Tag, am 45. Tag und am 100. Tag)  auf 110 € belaufen,

Gesamtkosten

Je nachdem, ob eure Stuten bereits als Zuchtstuten eingetragen sind und ihr selbst bereits Mitglied in einem Zuchtverband seid, variieren die Kosten des eigenen Fohlens natürlich. Die einzelnen Posten könnt ihr aber selbst zusammen rechnen. Hierbei sind nur die laufenden Kosten bis zur Geburt - die Geburt ist nicht mit einberechnet - aufgelistet:

 

 

 

 

 

  • Mitglied und Eintragung Zuchtverband 92,50
  • Fremdbedeckung Hengst 25 €
  • Samen 350 €
  • Versand 25 €
  • Tupferprobe 40 €
  • Unterbringung beim Tierarzt 70 €
  • Regumate 1 Liter 140 €
  • Uterusbiopsie (2x) 120 €
  • Follikeluntersuchung (5x) 105 €
  • Samenübertragung und Ovulationsinduktion 150 €
  • Impfungen (3x während der Trächtigkeit) 150 €
  • Kontrolltermine (3x) insgesamt 110 €
  • Zuchtfutter ab 9. - 11. Monat 200 €

macht insgesamt ein Betrag von 1577,50 € - und damit ist das Fohlen noch nicht auf der Welt und etwaige Komplikationen, Verletzungen etc. sind noch nicht mit einberechnet. 

 

(Natürlich könnt ihr das ganze auch günstiger gestalten, indem ihr irgendeinen günstigen Hengst nehmt, eure Stute nicht eintragen lasst, ihr selbst nicht Mitglied in einem Zuchtverband werdet, Untersuchungen zur Stutengesundheit ausfallen lasst, irgendein Futter kauft und auf den tierärztlichen Rat verzichtet, aber falls es an diesen Kosten bereits scheitert, muss man dann überhaupt ein Fohlen ziehen – abgesehen von dem Risiko und der Gefahr, dass etwas schief läuft?!)

 

Für mich steht fest: Wenn ein Fohlen, dann richtig!

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Kommentare: 2
  • #1

    Jake (Dienstag, 22 Dezember 2020 15:18)

    Hallo,
    mein Freund und ich haben vor später mal Pferde zu haben und vielleicht auch ein Fohlen zu züchten - auch zum behalten. Die Info war sehr sehr gut, vielen Dank dafür! �✨
    Mit freundlichen Grüßen,
    Jake

  • #2

    Mona (Samstag, 20 März 2021 15:52)

    Mona 13508