Konzepte zur Pferdehaltung

Pferdehaltung im Überblick

Ob durch Neuanschaffung, Umzug, Schließungen oder anderen Anforderungen, jeder Pferdehalter war wohl schon mal auf der Suche nach einem geeigneten Stall und einer passenden Haltungsform für sein Pferd. Ich gebe euch den Überblick über die gängigsten Konzepte. Letztlich ist die Haltungsfrage aber immer individuell zu betrachten. Durch Verschärfung der Kontrollen und Maßgaben zur artgerechten Pferdehaltung sind Ständerhaltung sowie reine Boxenhaltungskonzepte ohne freie Bewegung zum Glück passé. Dennoch gibt es in den übrigen Haltungsformen entscheidene Unterschiede. Grundsätzlich unterscheidet man aber lediglich in zwei verschiedene Konzepte, zu denen dann wiederum mehrere Unterkategorien gezählt werden.

Boxenhaltung

Die Boxenhaltung an sich ist wohl das gängiste Konzept in den meisten Reit- und Pensionsställen. Die Kategorien der Boxenhaltung ergeben sich wiederum aus der Ausstattung der jeweiligen Box. So wird zwischen Innenboxen, Fensterboxen, Paddockboxen und Außenboxen unterschieden. Maßgeblich für eine Box ist aber das Vorhandensein einer festen Barriere zwischen den einzelnen Pferden. Viele Pensionsställe bieten mittlerweile mehrere Haltungssysteme an, um der Nachfrage nachzukommen und eine möglichst breite Zielgruppe mit dem Angebot ansprechen zu können. Zum Wohle der Pferde werden die reinen Innenboxen zusehends umgebaut, je nach Art der Reitanlage ist es aber nicht immer möglich, eine Innenbox mit einem Fenster auszustatten. Fenster- und Außenboxen sind wohl die gängiste Wahl unter den Pferdehaltern: Das Pferd steht zwar in einer festen Box, wird aber durch ein Fenster mit zusätzlicher Frischluft versorgt. Zudem bietet es dem Pferd eine gewisse Abwechslung beimHerausschauen. Paddockboxen sind indes wohl aber die beste Alternative innerhalb des Boxenkonzeptes. Hier kann das Pferd zwischen Box und Lauffläche frei wählen und je nach Belieben wechseln. So ist der Pferdehalter auch nicht dazu verleitet, das Pferd bei schlechtem Wetter frühzeitig reinzuholen. Bei Paddockboxen sollte aber darauf geachtet werden, dass die Lauf- und Boxenfläche nicht zu klein ausfällt. Natürlich hat das Pferd durch den angrenzenden Paddock mehr Platz zur Verfügung, meist sind diese aber so befestigt, dass das Pferd die Box als Liegefläche bevorzugt. Somit sollte diese den gängigen Vorgaben zur Boxengröße entspechen. Auch die Trennung zwischen den einzelnen Paddocks sollte so gestaltet sein, dass sich das Pferd nicht darin verfangen oder beim Wälzen hindurch rollen kann. Durch die direkte Nähe zu den Nachbarn können Sozialkontakte gepflegt werden. Darum ist es andererseits aber auch wichtig, dass Paddocknachbarn auch zusammen harmonieren, und die Paddockbox nicht in Stress ausartet. 

Gruppenhaltung

Zur Gruppenhaltung gehören die verschiedenen Konzepte, bei denen das Pferd Tag und Nacht draußen und in einer festen Herde verbringt. Dabei muss die Unterbringung allerdings nicht immer eine Wiese bedeuten. Gerade Offenställe und Aktivställe arbeiten mit einer Kombination aus befestigten Flächen und Weideflächen, die je nach Witterung und Jahreszeit abgeteilt werden können. Ein Laufstall wird in den meisten Fällen als Winterquartier für Jungpferde gewählt. So sind diese nicht dauerhaft der Witterung ausgesetzt, können die Sozialkontakte allerdings auch während der Stallzeiten pflegen und miteinaner rangeln. Ein Aktivstall bietet den Pferden meistens sehr viel Platz und viele Bewegungsanreize. So sind meistens viele kleine Futter- und Tränkstellen über das Areal verteilt, damit sich die Pferde möglichst viel bewegen. Verschiedene Untergründe, Bodenstrukturen und Spielangebote fördern die Gesunderhaltung und Auslastung der Pferde. Eine Dauerweide wird gerade für Jungpferde oder Rentner gewählt, aber auch hier gibt es gerade hinsichtlich der Senioren einiges zu beachtet.

Grundlegendes

Unabhängig der jeweiligen Haltungsform sollten die Außenbereichen aber grundlegende Anforderungen erfüllen:

Ein Unterstand muss allen Herdenmitgliedern frei zugänglich sein. Dabei ist es wichtig, dass die Liegefläche trocken und im besten Fall auch eingestreut ist. Bei dauerhafter Haltung im Freien müssen außerdem mehr Liegefächen vorhanden sein, als Pferde zusammen stehen, damit jedes Pferd im Falle einer Rangelei dennoch die Möglichkeit hat, sich zurückzuziehen und zur Ruhe zu kommen. Bei einem stundenweisen Aufenthalt im Freien genügt aber auch ein Witterungsschutz, also entweder ein Unterstand, Bäume oder Hecken, damit die Pferde z.B. auch vor starker Sonneneinstrahlung geschützt sind.

Gleiches gilt für das Frischwasser und den Futterplatz, die beide frei zugänglich sein sollten. Im besten Fall werden Wasser und Heu getrennt voneinander aufgestellt. Das hat zum einen den Vorteil, dass die Pferde sich mehr bewegen müssen, und zum anderen, dass es seltener zu Rangstreitigkeiten um Wasser und Futter kommt.

Die Herde sollte durch die Halter so zusammengestellt werden, dass kein Mitglied besonders im Nachteil oder im Vorteil ist. Ebenfalls sollte es immer eine gerade Anzahl an Pferden geben, damit nicht ein Pferd ausgegrenzt wird. Gerade Jungpferdegruppen und Seniorenpferde sollten möglichst getrennt voneinander gehalten werden, um den älteren Pferden Rangkämpfe zu ersparen. Gemischte Gruppen mit verschiedenen Rassen und Größen haben sich allerdings bewährt.

Die Umzäung ist das A&O für einen sicheren Weidegang. Gerade in Bereichen mit viel Verkehr oder Ortschaften. Versicherungsspezifische Vorgaben gibt es zwar nicht, sollten aber zur Sicherheit bei der jeweiligen Versicherung angefragt werden. Grundsätzlich rechnet man als Zaunhöhe 0,75 x Widerristhöhe des größten Pferdes der Herde. Die unterste Querverbindung wird hingegen vom kleinsten Herdenmitglied vorgegeben. Es eignen sich zwischen zwei bis vier Verbindungen. Die Pfähle sollten Robust standfest sein, entweder aus Holz, Beton, Hartplastik oder Metall. Viele und vor allem temporäre Weiden werden häufig mit Plastikpfählen umzäunt. Hierbei aber darauf achten, dass mindestens die Eckpfeiler aus festem Material sind, damit die Litzen vernünftig gespannt werden können. An öffentlichen Bereichen müssen zudem Elektrowarnschilder angebracht werden.

 

Grundsätzlich gilt, dass es nicht DIE eine Haltung für jedes Pferd gibt. Jeder Pferdehalter muss für sich und in erster Linie für sein Pferd die passende Haltungsform auswählen. Dabei sollte, unabhängig von speziellen Anforderungen, Krankheiten usw., auf ausreichend Licht, Größe und Frischluft geachtet werden. Gerade spezielle Krankheitsbilder, die den Bewegungsapparat oder die Atemwege betreffen, schließen einige Haltungsformen kategorisch aus. Im klügsten Fall beratschlagt man gemeinsam mit seinem Tierarzt, was die sinnvollste Haltung für das Pferd darstellt. Von Pauschalisierungen sollte Abstand genommen werden. So ist der Offenstall für stressanfällige Pferde weniger geeignet, ebenso wie die Dauerweide für Rehe-Patienten. Aber grundsätzlich gilt auch: Man muss jedem Pferd genügend Zeit zum Eingewöhnen geben. 

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