Winterreithandschuhe - der Test

Winterreithandschuhe im Vergleich

Im Winter ist es kalt - sehr kalt sogar. Und was gibt es für uns Pferdemädchen schlimmeres, als kalte Hände zu haben? Nun gut, kalte Füße sind auch ziemlich sch*****, vor allem nach einem langen Ausritt bei -5 Grad, wenn man mit richtig viel Schwung absteigt und voll vergessen hat, dass man die Füße gar nicht mehr spürt. Danach spürt ihr sie - versprochen! Genauso blöd sind allerdings auch kalte Hände. Gerade auch, weil wir diese eigentlich den ganzen Tag über brauchen - vor allem, wenn wir wieder mal drei oder mehr Stunden im Stall verbringen:

Ausmisten, abäppeln, Wasserkannen schleppen, Heunetze stopfen, Futter machen, Pferde rein- und raus bringen, füttern, putzen, Decke ab- und drauf machen, satteln, trensen, zwischendurch immer mal wieder eine Nachricht schreiben oder Bilder bei Instagram posten und natürlich reiten - und wenn es geht, dann mit Gefühl. Das geht allerdings nur, wenn die Hände und vor allem die Finger nicht erfroren sind, sondern kuschelig warm. Dank kleineren Kooperationen mit Roeckl, HKM und Krämer konnte ich einen Vergleich beziehungsweise einen Test mit und zwischen den einzelnen Winterhandschuhen durch führen - die Ergebnisse werde ich euch jetzt hier präsentieren!

 Ich habe über einen längeren Zeitraum hinweg, die verschiedenen Modelle wirklich jeweils komplette Stalltage über getestet und alles gemacht, was ich sonst auch machen würde. Das fängt beim Ausmisten an, geht übers Reiten und bis hin zum Strohballen rollen.

Die Modelle

Roeckl "Julia"

  • mit extra Grip
  • elastische Oberhand
  • winddicht und atmungsaktiv
  • mit Fleece
  • Preis auf Anfrage bei eurem Pferdefachgeschäft des Vertrauens

 

Roeckl "Whitehorse"

  • extra lang geschnitten
  • super winddicht auch bei eisigen Temperaturen (Windstopper Action & Windstopper Tornado)
  • wärmendes, aufgerautes Innenfutter
  • elastische Oberhand
  • Preis auf Anfrage bei eurem Pferdefachgeschäft des Vertrauens

HKM - Cavallino Marino "Siena"

  • Softshell
  • rutschfest
  • Verstärkung im Zügelbereich
  • elastisch
  • recht hoher Bund
  • Preis ab 29,95 Euro

Steeds "Alaska"

  • Reflektorstreifen
  • verstellbares Bündchen
  • dick gefüttert
  • Zügelverstärkung
  • wasser- und windabweisend
  • atmungsaktiv
  • Preis ab 12,90 Euro

Im Vergleich

Die Handschuhe habe ich jeweils komplette Tage im Stall ganz normal getragen und benutzt. Da ich in keinem Vollversorger-Stall stehe und dementsprechend selber misten, abäppeln, Wasser schleppen etc. muss, müssen die Handschuhe wirklich viele Strapazen auf sich nehmen. Bei eisigen Temperaturen komme ich meistens schon im Stall mit angezogenen Handschuhen an und die bleiben eigentlich auch so lange über meinen Händen, bis ich wieder zu Hause bin - somit sind sie wirklich in einem Tageseinsatz. Die Fotos habe ich zum Glück schon vor dem Tragen gemacht, sonst würden sie jetzt nicht mehr so schön aussehen, sondern hätten überall Pferdesabberflecken.

Den Vergleich habe ich im Prinzip zwischen den verschiedenen 'Disziplinen' angestellt. Hier wäre einmal das "Ausmisten", "allgemeine Stallarbeit", "Putzen", "Satteln und Trensen" und natürlich das "Reiten" von besonderer Bedeutung. Ganz wichtig für uns Pferdemädchen ist natürlich auch die Benutzung des Handys. Manchmal gucken unsere Lieblinge ja so zuckersüß, dass wir binnen von Sekunden unsere Handykamera bedienen müssen - Zeit, um die Handschuhe erst auszuziehen bleibt da meist keine und ihr wisst ja, wie schwierig es ist, ein Pony davon zu überzeugen, hübsch zu gucken...Die Kriterien nach denen ich beurteilt habe, haben sich im Laufe des Tests ergeben. Hierbei war mir vor allem gutes "Handling" wichtig, also wie gut kann ich mit den Handschuhen arbeiten, reiten oder filigrane Aufgaben erledigen, wie zum Beispiel das Verstellen einer Trense. Weitere Faktoren, die natürlich essentiell wichtig sind, sind für mich die "Isolation", "Atmungsaktivität" (es gibt nichts schlimmeres als schwitzige Finger, die frieren nämlich umso schneller) und natürlich, ob die Handschuhe kaltem Wind, Regen oder Schnee etwas entgegen zu setzen haben.

Disziplin

  • Ausmisten
  • Putzen
  • Reiten
  • Satteln und Trensen
  • allgemeine Stallarbeit
  • Handybenutzung
  • Design

Faktoren

  • Handling
  • Isolation
  • Atmungsaktivität
  • Wind- und Wasserschutz

Ausmisten:

Beim Ausmisten haben sich wirklich alle Handschuhe super geschlagen, wobei ich zugeben muss, dass mir der Handschuh von Roeckl Modell "Julia" und auch der Handschuh von HKM fast zu schade dazu waren, im Mist zu arbeiten, aber auch da mussten beide Modelle durch. Der Grip lässt bei allen Handschuhen wirklich nichts zu wünschen übrig und die Stallarbeit war ein Klacks. Allerdings war der Handschuh von Steeds bei Temperaturen über 3 Grad fast schon zu dick und meine Hände haben durch die körperliche Arbeit recht schnell angefangen zu schwitzen, also hab ich sie ausgezogen und dadurch sind meine Hände natürlich ziemlich schnell ausgekühlt und auch die Handschuhe musste ich mit nach Hause nehmen, damit sie wieder vernünftig trocknen. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit blieben sie leider etwas Klamm. Als es dann ein paar Tage später wieder deutlich kälter wurde, waren die Handschuhe echt Gold wert. Meine Hände waren mollig warm und trotz der dicken Fütterung konnte ich mit Mistgabel und Schubkarre vernünftig arbeiten. Auch das Modell "Whitehorse" von Roeckl hat sich beim Ausmisten super gut geschlagen. Bei Temperaturen unter 0 Grad waren die beiden anderen deutlich zu dünn, zumal die Griffe der Schubkarre aus auch Metall sind und dadurch nochmal eine Nummer kälter, als der Holzgriff der Mistgabel. Der Handschuh "Whitehorse" ist vom Volumen deutlich weniger im Vergleich zum Steeds Modell und hält dennoch besser warm und den größten Pluspunkt bekommt er wegen der ausgezeichneten Atmungsaktivität: Nicht mal bei Plusgraden haben meine Hände geschwitzt.

 

"Julia":             ★★★★★

"Siena":           ★★★★★

"Alaska":         ★★★

"Whitehorse":  ★★★

 

Allgemeine Stallarbeit:

Bei der übrigen Stallarbeit, wie Wasser tragen, abäppeln und fegen haben sich alle Modelle in unterschiedlichen Aufgabenbereichen mal besser und mal schlechter geschlagen. Zum Wasser tragen zum Beispiel waren die Handschuhe von Steeds zu dick und auch irgendwie zu rutschig. Hierbei ist mir die Gieskanne manchmal aus der Hand gerutscht und die nass gewordenen Handschuhe sind recht schlecht wieder getrocknet. Beim Tragen der schweren Heunetze, von denen eines gut 4 - 5 Kg wiegt und ich davon immer gleich zwei trage, sind sie allerdings super geeignet. Durch die dicke Fütterung haben die dünnen Schnüre fast gar nicht in meine Handflächen geschnitten. Auch mit dem Modell "Whitehorse" war das Tragen der Netze kein Problem. Beim Wasser auffüllen waren sie allerdings noch eine Nasenlänge voraus, da sie echt super schnell getrocknet sind. Die dünneren Modelle "Julia" und "Siena" waren für alle Aufgaben sehr gut geeignet, allerdings sind sie bei eisigen Temperaturen deutlich zu dünn für die Arbeit draußen. Hierbei würde ich wirklich alle Handschuhe auf die gleiche Position stellen, da alle kleine Schwachstellen hatten, sich aber im Großen und Ganzen wirklich super für die Arbeit im und um den Stall eignen. Falls es regnen oder schneien würde, würde ich allerdings zu den Modellen greifen, die ein höheres Bündchen haben.

Putzen, Satteln und Trensen:

Bei der Arbeit am Pferd habe ich definitiv zwei Favoriten:

"Julia" und auch "Siena" sind warm genug, um beim Putzen und beim Umgang mit dem kalten Leder und Gebiss keine kalten Finger zu bekommen und auf der anderen Seite dünn genug, um das nötige Feingefühl zu haben, um zum Beispiel die Trensenschnallen zuzumachen oder zu verstellen. Beim Putzen liebe ich es auch, das Fell der Ponys zu spüren. Dafür sind die Steeds Handschuhe und auch die anderen von Roeckl etwas zu dick. Das Modell "Alaska" ist obendrein sogar zu dick, um in alle Schlaufen des Putzzeuges zu kommen.

Pluspunkt für alle: Das Gebiss war rubbeln funktioniert mühelos und mit warmen Händen!

 

"Julia":              ★★★

"Siena":            ★★★

"Alaska":           ★★★★

"Whitehorse":    ★★★★★

 

Reiten:

Diese Disziplin ist wohl die wichtigste - jedenfalls wenn das Pferd in einer Vollpension steht. Da ich sehr viel selber machen muss, ist es für mich also sehr wichtig einen guten Allround Handschuh zu haben, obwohl es natürlich kein Problem dar stellt, zum Reiten die Handschuhe ruhig zu wechseln, deshalb betrachte ich diese Disziplin unabhängig von den anderen. Ich habe die Handschuhe sowohl beim Reiten in der Halle getestet sowie bei einem langen Ausritt bei eisigen Temperaturen.

In der Halle ist es meistens ja deutlich wärmer und windgeschützter, darüber hinaus arbeiten wir hier mit unseren Pferden ja meistens richtig. Das bedeutet für mich: Ich reite Lektionen und Aufgaben und übe natürlich an den entsprechenden. Hierfür brauche ich persönlich super guten Grip, da das freche Pony manchmal einfach ihren Kopf nach unten reißt, weil sie meint einen imaginären Apfel gesehen zu haben, und gutes Fein- bzw. Fingerspitzengefühl, damit ich genau weiß, wann ich nachgeben und annehmen muss. Beim Reiten in der Halle gibt es für mich deswegen zwei eindeutige Sieger!

Der Handschuh "Alasaka" ist einfach zu dick, um feinfühlig zu reiten und viel zu unflexibel. Auch das Modell "Whitehorse" ist zu dick und zu warm für richtiges Training!

Im Gelände bei Wind, Schnee, Regen und Minusgraden hingegen, bewegen wir uns relativ wenig. Ich sitze meistens 'einfach' im Sattel und lasse mich durch die Gegend tragen und genieße einfach dieses Glücksgefühl. Auch die Pferde lieben dieses 'Nichtstun' - natürlich traben oder galoppieren wir auch, aber hier ist es mir halt egal, ob die Pferde in perfekter Anlehnung laufen. Beim Ausreiten wollen wir einfach entspannen und Spaß haben. Bei Ausritten bis zu einer Stunde sind alle Handschuhe gleichermaßen geeignet. Wenn wir allerdings - und das passiert öfter - einen großen Ausritt von mehreren Stunden unternehmen, liegen die Handschuhe von Steeds und von Roeckl "Whitehorse" deutlich vorne. Wobei ich das Roeckl Modell ganz klar an die Spitze setzen würde, da man einfach zum Taschen aufmachen, Handy heraus holen usw. doch mehr Gefühl hat. Mit den Handschuhen von Steeds fällt schon das Reißverschluss öffnen schwerer. Wind, Regen, Schnee und kalte Temperaturen können meinen Händen aber mit beiden Modellen nichts anhaben.

 

Deshalb in der Halle ganz klar:

"Julia":              ★★★

"Siena":            ★★★

 

und im Gelände:

 

"Alaska":           ★★★

"Whitehorse":    ★★★

 

Design:

Die Frage nach dem Design ist natürlich gleichzeitig eine Frage nach dem Geschmack. Für mich sind die schönsten Handschuhe allerdings die Modelle "Julia" und "Siena". Die kleinen Details gefallen mir einfach unglaublich gut und vor allem die Farben. Schwarz ist immer so der Standart, aber mit dem Camel Ton und dem schönen Braun setzt ihr wirklich zu jedem Outfit das optimale Highlight.

In Puncto "Praktisches Design" sehe ich die Modelle "Whitehorse" und "Siena" eindeutig vorne. Ein hohes Bündchen ist mir einfach unglaublich wichtig und mit den beiden Modellen bin ich da auf der sicheren Seite. Der Tragekomfort ist bei allen Modellen unglaublich gut, wobei die Modelle "Julia", "Siena" und "Whitehorse" ergonomisch geformt sich der Hand so optimal anpassen. Bei "Whitehorse" kann durch einen Klett das Bündchen separat geweitet oder enger gemacht werden. Das Modell "Alaska" ist dick und flauschig. Passt sich wohl jeder Hand an, aber genau durch diese 'Dicke' geht leider auch das Feingefühl verloren.

Handybenutzung:

Vielleicht sogar einer der wichtigsten Faktoren heutzutage: Wie kann ich mit den Handschuhen mein Handy bedienen? Bei keinem der Handschuhmodelle ist die Handyoptimierung explizit aufgeführt, also ist das wirklich die Probe aufs Exempel. Für mich selbst als Bloggerin ist es natürlich auch wichtig, schnell Fotos machen zu können, aber auch grundsätzlich, falls Jemand anrufen sollte und man schnell ran gehen muss.

 

"Alaska": Der Handschuh ist eindeutig zu dick und zu 'klobig', um ein Handy überhaupt vernünftig zu halten, ganz zu schweigen, es zu bedienen. Handybenutzung: nicht möglich

 

"Whitehorse": Das Handling ist kein Problem. Der Handschuh sitzt wirklich super gut.

Handybenutzung: nicht möglich

 

"Julia": Tja, was soll ich sagen? Das Gefühl ist eigentlich, als hätte ich keine Handschuhe an. Handybenutzung: eingeschränkt bis nicht möglich - Fotoschnelltaste funktioniert - Texten nicht 

 

"Siena": Auch bei dem Modell "Siena" hat man quasi 'barfuß' Gefühl und das Handy liegt super in der Hand. Handybenutzung: eingeschränkt möglich - Fotoschnelltaste funktioniert - Texten nicht 

Fazit

Was wollt ihr machen? Das ist wohl die wichtigste Frage, die ihr euch stellen solltet. Und natürlich auch "Wo steht das Pferd"? In einem Offenstall, in einer Vollpension? Was müsst ihr alles im Stall machen? Müsst ihr Stallarbeit erledigen oder 'lediglich' putzen und reiten?

 

Auf meine Situation bezogen, liegt für mich als Allroundhandschuh ganz klar das Modell "Whitehorse" von Roeckl vorne: Egal ob Stallarbeit, putzen oder reiten. Dieser Handschuh bewältigt wirklich jede Herausforderung und eure Hände bleiben definitiv kuschelig warm.

Zum Reiten kann ich mich wirklich nicht zwischen den Modellen von Roeckl und HKM entscheiden. Beide sind wunderschön und bieten total tollen Tragekomfort. Wobei ich mir beim Modell "Julia" ein höheres Bündchen wünschen würde.

 

Steht ihr in einem Offenstall und Reiten steht bei euch an zweiter Stelle, dann würde ich ganz klar zum "Whitehorse" oder zum Modell "Alaska" greifen - hierbei könnt ihr die Stallarbeit problemlos erledigen. Achtet nur darauf, dass das Modell "Alaska" recht lange zum Trocknen braucht.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0